Wie ich das erste mal in das schwarze Loch gefahren bin, hab ich geglaubt ich fahr ins Universum (Zitat: Joe Müller, U-Bahnfahrer). Solche und andere unterirdische Ansichten über die sonst so herausgeputzte Stadt zeigt “Subterra Incognita”.

Das unterirdische Wien als Arbeitsplatz, Lebensraum, Subkultur und Gegenwelt. Die Stadt unter der Stadt mit ihren Kellern, Grüften, Kanälen, eine Welt der Kontraste: stille Schönheit, pulsierendes Leben, Tod. Vergessene Orte und Routine des Alltags geben Impulse für künstlerische Auseinandersetzungen im Untergrund.

Das Wiener Souterrain bildet die Kulisse für Photographie, Malerei, Musik und Aktionismus. So etwa für Hans Schabus, der mit seinem selbstgebauten Boot “Falorn” aus der Klasse “Optimist” durch die Kanalisation segelt. “Der Dritte Mann” machte die Wiener Kanalisation weltbekannt. Wer tiefer in diese Materie eintaucht, entdeckt ziemlich rasch ein zweites Wien. Die Weinkeller sind so tief und geräumig, daß man sagt, unter der Erde wäre ein zweites Wien (Zitat: Papst Pius II. Im 15. Jh.). Mehr als ein Drittel der städtischen Infrastruktur kann als unterirdisch bezeichnet werden. Wir greifen täglich darauf zurück, ohne uns darüber bewußt zu sein.

"Subterra Incognita" dringt in ein dunkles und unbekanntes Wien vor und durchstreift das facettenreiche Soutterrain der Stadt. Die Wiener Unterwelt hat aber auch eine abstrakte Seite – sie verkörpert Gegenwelt und Abgrund zugleich. Wer sich in das Labyrinth der Wiener Seele begibt, stößt unweigerlich auf barocke Grablegen, geheime Verbindungswege, Luftschutzbunker der Nazizeit und auf die vielzitierte Todessehnsucht der Wiener. Mystische Plätze, wie Katakomben und Grüfte, treffen hier auf die Banalität des Gestanks der Kloake. (Subterra/Thomas Lindermayer/red)