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Im Kaschmirpulli und mit Krawatte teilt Fiorani eine Zelle mit einem süditalienischen Kleinverbrecher und versucht, wie gewohnt, sich der neuen Situation anzupassen. "Ich brauche keine Bücher und Zeitungen. Ich muss mich neu ordnen und nachdenken," sagte er vor der Untersuchungsrichterin Clementina Forleo. Zum Nachdenken hat der einstige Gerichtsreporter, gelernte Buchhalter und fürsorgliche Familienvater nun genügend Zeit. Dienstagnacht ist er, nach einem Abschiedsessen mit Freunden und Verwandten, im Gefängnis eingezogen.
Fiorani gelang es in den letzten Jahren, sich vom einfachen Buchhalter zum Chef der Volksbank von Lodi, der späteren BPI, emporzuarbeiten. Sein Geheimnis waren nicht so sehr Bankkenntnisse als die Fähigkeit, sich zur richtigen Zeit wichtige Freunde zu schaffen. Zu diesen zählte seit Langem auch Zentralbankchef Antonio Fazio. Auf diesen hatte der redegewandte Fiorani gleich Eindruck gemacht – vermutlich weil er seinen Katholizismus genau so offen zur Schau stellte wie der fromme Governatore.
Der mächtige Zentralbankchef und der kleine, ehrgeizige Geschäftsbanker bildeten zwar ein ungleiches Paar, sie waren aber seit mehreren Jahren unzertrennlich. Sie verbrachten ihre Urlaube gemeinsam, tauschten wertvolle Geschenke aus und waren einander angeblich auch durch "enge Familienfreundschaften" verbunden. Wie schön, dass sich heuer auch geschäftliche Interessen kreuzten: Fiorani wollte die Banca Antonveneta übernehmen, und Fazio half ihm dabei.