
Englands Königin im rußschwarzen Machtgehege: Königin Elisabeth (Julia Kreusch) mit Höflingen (Otto David, li., und Stefan Maaß).
Das Jahr des Weimarer Jubilars Schiller zog doch in stark gedämpftem Funkenlicht vorüber. Honorige Institute wie das Grazer Schauspielhaus liefern noch knapp rechtzeitig vor Jahresschluss das pflichtbebilderte Reclam-Heft an die klassikgeeichte Stammkundschaft aus.
Da habt ihr eure "überpersönliche Tragik", tönt es von der grau gestreiften Bleikammer der Grazer Bühne herunter. Nadelstreifanzüge, deutet Ausstatterin Susanne Maier-Staufen an, sind die industriegewebten Textilgefängnisse derjenigen, die sich in einem England der Aufsichtsratskerker als Ränkeschmiede und Kabinettspfuscher bewähren müssen.
Der rote Zopf der Elisabeth (Julia Kreusch) hängt denn auch wie eine kupferrote Kapitalanlage über ihren Boutiquenkostümen. Diese Managerin setzt ihre Backfischattitüden, ihre allenfalls erotisch deutbaren Aufatmungsübungen als Dressurlockmittel ein.
Sie setzt Gunstbeweise wie Jetons auf die Spielpositionen der verschiedenen Ohrenbläser und Berufshofschranzen. Kreusch wäre in einer anderen Inszenierung als der hausväterlich mürben des berühmten Jürgen Bosse sogar ein Ereignis: eine Wölfin im Managerinnenpelz, die sich als bogenschießende Diana verkleidet und vielleicht ihre schuldige Lust an der Abrichtung der Hunde fände, die den Aktäon zerreißen: eine Königin aus grauer Jetztzeit.
Deklamation pur
Aber selbst ihre mühsam gebändigte, zungenmahlende, gesichtsentgleisende Hysterie sticht seltsam vom spitzen, herben, harten Deklamationseinsatz einer Maria Stuart (Martina Stilp) ab, die noch im himmelblauen Kittelschürzenkleid wie im brokatenen Keuschheitsmantel einherstelzt.