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Foto: AP/TED S. WARREN
Die Finanzprobleme des Gastronomen Toni Mörwald haben die Grüne Landtagsabgeordnete Helga Krimser zu einer Kostprobe ihres inszenatorischen Talents inspiriert:

Darsteller:

Toni Mörwald: Starkoch, betreibt mehrere Restaurants in Niederösterreich und Wien. Das "Mörwald-Imperium" umfasst zahlreiche Firmen und wird gemeinsam mit Ehefrau Eva Pregesbauer-Mörwald geführt. Ernst Strasser: Ex-Landesgeschäftsführer der NÖ ÖVP; Ex ÖVP Innenminister, Toni Mörwald und Ernst Strasser betreiben gemeinsam die BCD, Business Consulting & Development GmbH, eine Import-Export-Firma. Alfred Riedl: ÖVP Landtagsabgeordneter, fungiert als Steuerberater des Starkochs. Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth, wo ihn Anton Mörwald senior als Vizebürgermeister unterstützt. Daneben sitzt Riedl im Aufsichtsrat der "NÖ Kulturwirtschafts GmbH", aus deren Umfeld Mörwald immer wieder Catering-Aufträge erhält. Stephan Pröll: Sohn von Landeshauptmann Erwin Pröll. Organisiert im Mörwald Betrieb "Kloster UND" die Vermietung der Seminarräume und managt Veranstaltungen des Weinkollegs. Erwin Pröll: Landeshauptmann in Niederösterreich Heidemarie Onodi: Landeshauptmann Stellvertreterin. Chefin der SPÖ Niederösterreich. 1. Akt Starkoch Toni Mörwald kommt in finanzielle Nöte. Der rasche Aufstieg des jüngsten Haubenkochs in Österreich ging offenbar nicht gut. Mörwald im Wirtshaus & Restaurant "Zur Traube", Mörwald im Restaurant "Schloss Grafenegg", Mörwald im "Fontana", Mörwald im "Ambassador", Mörwald im "Kloster UND", Mörwald in der Kunsthalle Krems, Mörwald in der Kantine im Bundesministerium für Finanzen. Hauben kommen und gehen. Aber Toni Mörwald hat prominente Freunde in der Politik. ÖVP und SPÖ versuchen in der Landesregierung - an der Öffentlichkeit vorbei - mittels eines "Verschluss-Aktes" dem Haubenkoch unter die Arme zu greifen. Ein Direktzuschuss des Landes von 100.000 Euro und ein zinsenfreies Darlehen in der Höhe von 250.000 Euro wird beschlossen. Zusätzlich soll, so die Pläne der Landesregierung, Mörwald von der Hypobank weitere 100.000 Euro und ein zinsloses Darlehen von 250.000 Euro erhalten. Die Rechnung wird ohne den Wirt gemacht. Der "Verschluss-Akt" findet den Weg in die Öffentlichkeit. ÖVP, SPÖ und der Starkoch tauchen unter. 2. Akt Die Medien graben. Namhafte Helfer des Haubenkochs werden gefunden. Ernst Strasser ist der erste Politiker mit ÖVP Vergangenheit, der im Zusammenhang mit dem Mörwald-Imperium auftaucht. Strasser betreibt mit seinem Freund Toni Mörwald eine Firma. Was die gemeinsame Firma genau macht, kann Strasser nicht sagen. Gehandelt werde etwa mit Jordanien. Was genau im- und exportiert werde, wisse er nicht, sagt Strasser. Schließlich sei er selbst nicht operativ tätig. Alfred Riedl sagt gar nichts. Aus gutem Grund. Politisch, wirtschaftlich und auch privat kennt man sich in Grafenwörth. Riedl ist Bürgermeister von Grafenwörth, Mörwald senior ist Vizebürgermeister. Riedl kennt die finanzielle Lage Mörwalds genau. Er ist Mörwalds Steuerberater. Die Gattin Mörwalds hat eine Privatstiftung, Riedl sitzt im Vorstand. Bei Kulturveranstaltungen des Landes Niederösterreich betreibt Mörwald meist das Catering für die Gäste. Gut, dass Riedl im Aufsichtsrat der NÖ Kulturgesellschaft GmbH sitzt. Stephan Pröll, Sohn des Landeshauptmanns, war bisher Animateur in der Türkei. Nun organisiert er Veranstaltungen im "Kloster UND" in Krems. Das Gehalt für den Landeshauptmannsohn kommt von Raiffeisen. Das Lokal im Kloster UND betreibt Toni Mörwald. 3. Akt Heidemarie Onodi (SPÖ) ist nervös. Sie hat guten Grund. Die Genossen haben den Verschluss-Akt in der Landesregierung mit beschlossen. Dies obwohl Mörwald ein guter Kunde des Arbeitsinspektorates ist. Die Genossen - allen voran die NÖ Arbeiterkammer - wissen davon. Mit der Arbeitszeit der Mitarbeiter/innen wird es im Mörwald-Imperium offenbar nicht so genau genommen. Vor allem Lehrlinge wissen ein Lied davon zu singen. Die Genossen haben ein schlechtes Gewissen. Aber sie haben von den Kollegen in der Volkspartei gelernt: untertauchen hilft. 4. Akt Erwin Pröll tritt auf. Der Handymastenexperte hat Erfahrung mit Krisensituationen. Der Verschluss-Akt wird verschlossen. Der Beschluss der Landesregierung wird auf Eis gelegt. Mörwald muss bis März 2006 auf sein Geld warten. Bis dahin, so das Kalkül, wird sich schon wieder alles beruhigt haben. Vorhang. (DER STANDARD Printausgabe, 17./18.12.2005)