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Polizisten zerren nahe des Tagunszentrums eine Demonstrantin von der Straße.

Foto: REUTERS/Paul Yeung
Hongkong - Bei den schweren Ausschreitungen am Rande des WTO-Gipfels in Hongkong sind mindestens 70 Menschen verletzt worden. Rund 900 Menschen seien nach den Straßenschlachten zwischen Polizisten und militanten Demonstranten vorübergehend festgenommen worden, teilten die Behörden mit. Die Proteste gegen die Freihandelspolitik der Welthandelsorganisation (WTO) gingen auch am Sonntag weiter. Eine Gruppe von Demonstranten blockierte in der Früh des letzten Tages der WTO-Ministerkonferenz weiter eine der großen Durchgangsstraßen nahe des Kongresszentrum der früheren britischen Kronkolonie.

Polizeisperren

Die Gewalt war am Samstag ausgebrochen, als nach einer friedlichen Kundgebung von rund 2.000 Globalisierungskritikern eine Gruppe koreanischer Demonstranten versucht hatte, durch die Polizeisperren zum Tagungszentrum vorzudringen. Sie schlugen laut Augenzeugen mit Bambusstangen auf die Polizisten ein und warfen Eier. Mit Seilen versuchen sie zwei Polizeibusse umzureißen. Sie rissen auch einzelne Teile aus den Absperrungen heraus und gingen damit auf die Uniformierten los. Diese setzten Schlagstöcke und Tränengas gegen die Demonstranten ein. Ein Tränengaskanister explodierte.

Chaos im Kongressgebäude

Im Kongressgebäude brach Chaos aus, als sich das Gerücht verbreitete, einige Demonstranten hätten die Sicherheitsschranken überwunden. Aufseher am Eingang des Pressezentrums verließen daraufhin ihre Posten und flüchteten in höhere Stockwerke. Die Polizei erklärte den Journalisten, es bestehe kein Grund zur Sorge, niemand sei in das Gebäude eingedrungen.

Die Behörden sperrten das ganze Stadtviertel Wan Chai um das Hongkonger Kongresszentrum großräumig ab. Hotelgäste wurden am Samstag aufgefordert, auf ihren Zimmer zu bleiben, U-Bahnzüge und Hafenfähren wurden umgeleitet. Viele Geschäfte waren schon am Samstag den ganzen Tag geschlossen. Am Sonntag gab es in den Cafés des Viertels erste Versorgungsprobleme.

Reisimporte

Die Globalisierungskritiker, darunter auch der französische Bauernführer Jose Bové, werfen der WTO vor, als Instrument der reichen Ländern Handelsregeln durchzusetzen, die die Entwicklungsländer benachteiligen. Die koreanischen Bauern wehren sich gegen billige Reisimporte, mit denen sie nicht konkurrieren können. Sie waren schon beim WTO-Gipfel 2003 in Cancún als radikale Gruppe in Erscheinung getreten. Einer von ihnen hatte sich damals das Leben genommen, indem er sich vor den Augen von Presse und Mitdemonstranten ein Taschenmesser ins Herz stieß. Zuvor war schon ein WTO-Gipfel in Seattle 1999 von schweren Ausschreitungen überschattet gewesen. (APA/dpa/AP/Reuters)