Das Sporttreiben, so wird Staatssekretär Karl Schweitzer nicht müde zu betonen, bilde auf mehrfache Weise Körper, Geist und Seele. In Verfolgung dieser romantischen Idee hat Schweitzer unter anderem einen Initiativantrag im Parlament verfassen lassen, der eine Ausweitung der Bewegungszeiten für Kinder und Jugendliche, und zwar auch in der Schule, zum Ziele hat. Damit will Schweitzer die Gefährdung der Jugendlichen durch Drogen eindämmen. Ein hehrer, wenn auch simplistischer Ansatz, denn die Ursachen von Drogenkonsum verschwinden nicht einfach durch Sportschwitzen.

Der Körperertüchtiger Schweitzer (BZÖ) hat nun der Grazer Stadtregierung auf den Weihnachtskeks gehaut. Sie solle sich "um die maroden Sportstätten kümmern", statt "eine Diskussion gegen einen erfolgreichen Sohn des Landes Steiermark anzuzetteln". Arnold Schwarzeneggers Weigerung, wie einst im Falle eines geistig Behinderten, auch bei Tookie Williams Gnade statt Hinrichtung walten zur lassen, ist laut Schweitzer "die gesetzliche Pflicht als amerikanischer Politiker". Freilich vergisst Schweitzer dabei, dass Begnadigung auch Teil von Arnold Schwarzeneggers Pflichten und Rechten ist.

Die Diskussion in Graz mag emotional, verkürzt und von alten Rechnungen mitgetragen sein. Aber nicht, wie Schweitzer meint, "dumm". Sind alle Proteste gegen Schwarzeneggers Entscheidung "dumm?" Schließen Sportstättensanierung und Ablehnung der Todesstrafe einander aus? In Abwandlung eines Spruchs aus Zeiten, da Körperkultur und Geisteshöhe korrelierten: Hätte Schweitzer gejoggt, statt über Arnie zu reden, wäre er zwar kein Philosoph geblieben, aber ein fast unpeinlicher Politiker. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 19. Dezember 2005, Johann Skocek)