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Hundebesitzer Büchel: "Das Preisgeld ist zwar super, aber ein ganzes Hotel geht sich doch nicht aus"

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi
Gröden - Als die Büchels am Abend eines langen Tages im Hotel in Corvara einchecken wollten, unweit der Gran Risa in Alta Badia, wurden sie gleich wieder ausquartiert. Das lag nicht an Skirennläufer Marco. Schon gar nicht an Gemahlin Doris. Es lag an Jesper. Jesper ist Hund, Abteilung Labrador. Den Tipp, er, Marco, möge sich doch gleich ein hundefreundliches Hotel kaufen, konnte er bei bestem Willen nicht umsetzen.

"Das Preisgeld ist zwar super, aber ein ganzes Hotel geht sich doch nicht aus." 20.000 Euro brutto lukrierte Büchel an offiziellem Preisgeld für seinen Abfahrtstriumph auf der Saslong in Gröden, den ersten in dieser Disziplin in seiner langen Karriere. Champagner ging sich dann doch aus, die Herbergssuche war auch rasch von Erfolg gekrönt, nur tags darauf beim Riesenslalom in Alta Badia fing es ihm bald den Ski, und er schied aus. Und Jesper ist deshalb ein Büchel, weil Doris, die Marco vor drei Jahren geehelicht hatte, gleich einen Kinderwunsch äußerte, und von Marco zunächst einmal mit dem sehr freundlichen Jesper vertröstet wurde - auf die Zeit nach seiner Skikarriere, die laut Plan mindestens bis 2007 dauern wird.

"Heute war das Glück auf meiner Seite", sagte er, nachdem er die Abfahrt mit zwei Hundertstel einer Sekunde Vorsprung auf Michael Walchhofer gewonnen hatte. "Ich hatte Glück mit dem Wind, hatte Glück, einen schnellen Ski zu haben. Aber natürlich bin ich auch ganz gut gefahren." Zuvor hatte Büchel 2003 den Super-G in Garmisch gewonnen, sammelte Podiumsplätze in dieser Disziplin und im Riesenslalom, in dem er 1999 in Vail Vizeweltmeister war. Heuer fuhr er in Lake Louise als Dritter erstmals aufs Abfahrtsstockerl.

Und genau darum gehe es ihm im Skisport, um die Abfahrt, "das ist die beste Disziplin, macht mir am meisten Spaß. Wenn ich die nicht hätte, hätte ich schon 2002 aufgehört." Nach einem schweren Abfahrtsunfall mit Knieverletzung in einem Juniorenrennen wagte sich Büchel lange nicht an diese Arbeit, im Weltcup debütierte er erst im Jahr 2000, und das in Kitzbühel, das Debüt fiel nicht glanzvoll aus, Büchel war langsamer als Hubertus von Hohenlohe.

Heuer hat der 34-jährige Liechtensteiner aus Vaduz, der eigenen Angaben zufolge 100 Kilogramm auf die Waage bringt, trainiert wie nie zuvor. Nach dem Weltcupfinale im März in Lenzerheide gönnte er sich noch zwei Wochen Urlaub in Südafrika, seitdem arbeitet er durch, musste zu völlig "unchristlichen Zeiten" aufstehen, um etwa Ski zu testen, zu seinem geliebten Hobby Base-Jumpen kam er kaum, mit dem Fallschirm sprang er nur in drei Schluchten.

Kopfgesteuert

Der ehemalige Vorarlberger Weltcupläufer Rainer Salzgeber macht den Rennsportleiter bei der Skifirma Head. "Ihn hab ich oft schon um sieben in der Früh im Rennanzug auf der Piste gesehen, als er meine Skier testete. Das sagt alles über den Chef." Salzgeber hatte dann auch einiges zu feiern in Gröden, am Freitag gewann Johann Grugger ja auch den Super-G auf Head.

Büchel, einer der witzigeren Typen im Zirkus, trainiert seit zehn Jahren mit der Schweizer Mannschaft, er besitzt auch einen Schweizer Pass. Er sei zwar Liechtensteiner und stolz, die große Skitradition seines Landes fortzuführen, "aber jetzt hoffe ich, dass die Schweizer meinen Sieg auch als ihren Sieg sehen, im Team sind ja alle Trainer aus der Schweiz, und die Schweizer sind wirklich schon sehr hungrig auf Erfolg."

In Liechtenstein wurde Büchel, der mit dem Kopf für die Software-Firma seines Vaters wirbt, 1999 zum Sportler des Jahres gewählt. Seitdem nie wieder. Vor ein paar Jahren, als ein Modellflugweltmeister diesen Titel errang, ließ er sich aus der diesbezüglichen Kandidatenliste streichen, musste sich anhören, dass er ein schlechter Verlierer sei. "Ich bin kein schlechter Verlierer", sagt Büchel, "ich bin nur eine beleidigte Leberwurst." (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 19. Dezember 2005, Benno Zelsacher)