Kabul - Frankreich will im kommenden Jahr die Zahl seiner Soldaten in Afghanistan um mehrere hundert erhöhen. Die französische Verteidigungsministerin Michele Alliot-Marie erklärte am Sonntag in Kabul, Grund sei die Übernahme des Kommandos der Internationalen Schutztruppe (ISAF) durch Frankreich im kommenden Jahr. Derzeit sind in Afghanistan etwa 600 französische Soldaten stationiert.

Alliot-Marie sagte, die Sicherheitslage in Afghanistan gebe immer noch Anlass zur Besorgnis. Zwar komme es seltener zu Gefechten, dafür nehme jedoch die Zahl der Selbstmordattentate und Bombenanschläge zu. Die ISAF verfügt derzeit über etwa 9.000 Soldaten. Frankreich übernimmt das Kommando in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres.

Drei Polizisten getötet

Rund 30 mutmaßliche Taliban-Kämpfer griffen unterdessen an der Hauptverbindungsstraße zwischen Kabul und Kandahar einen Kontrollpunkt der Polizei an. Polizeisprecher Ghulam Nabi Mullahkhel sagte am Sonntag, das zweistündige Feuergefecht nahe Kandahar habe am Vortag drei Polizisten und einen der Angreifer das Leben gekostet. Die Angreifer seien geflüchtet. Nach ihnen werde gefahndet.

In der afghanischen Stadt Lashker Gah schossen Bewaffnete am Samstag von einem Motorrad aus auf eine Gruppe Schulkinder. Ein Kind und ein Wachmann wurden dabei getötet, wie ein Sprecher der Provinzregierung mitteilte. Die Angreifer konnten entkommen. Tags zuvor war in einer Nachbarstadt ein Lehrer erschossen worden.

Unruhen südlich von Kabul

Südlich der Hauptstadt Kabul kam es zu Unruhen, wie die Behörden am Samstag bestätigten. Mehrere hundert Menschen hätten in der Stadt Sharkh randaliert, sagte der stellvertretende Polizeichef der Provinz. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei seien zwei Demonstranten erschossen und zwei verwundet worden. Hintergrund seien Ermittlungen gegen einen örtlichen Prediger, erklärte Gouverneur Amanullah Hamemi. Dieser werde hinter einem versuchten Anschlag auf einen Polizeioffizier vermutet. Als zwei seiner Anhänger festgenommen worden seien, habe er die Menschen beim Freitagsgebet aufgerufen, vor der Polizeiwache zu demonstrieren. Aus dem Protest seien dann Unruhen geworden.

In Afghanistan tritt am Montag zum ersten Mal seit 1973 ein Parlament zusammen. Die 249 Abgeordneten der Wolesi Jirga waren in der Wahl vor drei Monaten bestimmt worden. Kritiker erklärten, die Legitimation des Parlaments werde von den Warlords untergraben, die jetzt demokratisch gewählte Abgeordnete seien. (APA)