Luise Ungerboeck hat sich umgehört und die nicht immer geheimen (Geld-)Wünsche an das Christkind zusammengetragen.

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"Mehr Geld " - auf diesen einfachen Nenner ließen sich die Wünsche der heimischen Forschungslandschaft ganz einfach bringen. Den Forschern und Entwicklern genügt die versprochene Forschungsmilliarde aber nicht. Sie wollen neben "Kleinigkeiten, die das Herz erwärmen" auch ein paar handfeste Verbesserungen und - Überraschung! - noch mehr Geld.


  • Die Wirtschaftsforscher etwa erinnern dezent an das mehrfach gegebene Versprechen, künftig würden die - wegen Geldmangels nicht mehr automatisch durchgeführten - statistischen Erhebungen der F&E-Investitionen in Österreich jährlich bei der Statistik Austria beauftragt. Geldflüsse gab es mit den Offensivprogrammen seither en masse, die Auswertungen gibt es noch immer nicht.

    Die hat das hauptzuständige Infrastrukturministerium aus seinen Haushaltsplänen dauerhaft wegrationalisiert, aktuelle Bedarfs- und Wirkungsanalysen erfolgen nach wie vor ausschließlich in Form von Hochrechnungen auf Basis alten Zahlenmaterials. Ausgelassen hat diesbezüglich auch die Industriellenvereinigung, sie wollte die Kosten zumindest einmal vorstrecken.

  • In Ermangelung nackter Zahlen nähert sich die mit der Geldbeschaffung befasste Ministerialbürokratie der Mangelwirtschaft weiterhin auf Basis - durchaus realistischer - Schätzungen an. Und die zeigen bereits jetzt deutlich: Die Forschungsmilliarde reicht nicht bis 2010, sondern nur bis zum ersten Halbjahr 2009.

    Da 2005 bereits 50 und 2006 weitere 75 Mio. Euro abgezwackt werden mussten, stehen 2007 bis 2010 nur mehr 875 Mio. Euro zur Verfügung. Jährlich gebraucht werden aber nicht nur 220 Mio. Euro, sondern 330.

    Als Berechnungsbasis für die im Wahljahr 2006 zu fixierenden F&E-Budgets für 2007 dient der für 2006 budgetierte Sondermittelbedarf, also 295 Millionen Euro (davon 220 aus dem Offensivprogramm II und 75 Mio. Euro aus der so genannten Forschungsanleihe (OP III). Da der Wissenschaftsfonds FWF bereits 2006 um 30 Mio. Euro höher dotiert werden muss, wie der Forschungsrat in der "Strategie 2010" empfiehlt, gilt als Messlatte 330 Mio. Euro. Sonst müssen beim FWF weiterhin 70 Prozent der Förderanträge abgelehnt werden, was ein Ratsmitglied als "extrem demotivierend für den Forschernachwuchs" bezeichnet.

    Spätestens 2007 kommt man um die 330 Mio. Euro sicher nicht mehr herum, denn da steht zudem die Neukonfiguration der Kompetenzzentren-Programme an. Außerdem will die Exzellenz-Uni (AIST, Austrian Institute of Advanced Technology) ebenso finanziert werden wie Human-Resources-Programme (interuniversitäre Doktorandenkollegs etc.) und Overheads durch den FWF.

  • Leichfalls demotivierend - insbesondere für weibliche Forscherkarrieren - ist die Kinderbetreuungssituation an Universitäten, Akademie der Wissenschaften und in anderen Institutionen. FWF-Präsident Christoph Kratky möchte deshalb einen "Kinderbetreuungsscheck" einführen, der an alle in FWF-Projekten beschäftigte WissenschafterInnen und ProjektleiterInnen mit Kindern auszubezahlen wäre. "Damit könnte der FWF ein klares Zeichen setzen, dass Beruf und Familie vereinbar sein müssen. Zu lange Unterbrechungen sind Karrierehemmnisse", sagt Kratky.

  • Klarere Abgrenzungen zwischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG und Austria Wirtschaftsservice (AWS) wünscht man sich indes in Infrastruktur- und Bildungsministerium. Denn in den Bereichen Unternehmensgründung und Technologieförderung gebe es Überlappungen, Doppelgleisigkeiten und Reibungsverluste, was AWS-Chef Horst Bednar naturgemäß bestreitet. Von der immer wieder ventilierten Zusammenlegung der beiden staatlichen Förderriesen hält man allerdings nichts, dadurch würde ein "Fördermonster" mit 400 Beschäftigten entstehen, was der Kostentransparenz wohl eher nicht zuträglich sein dürfte.

  • Mit Nachdruck gefordert wird hingegen die vom Forschungsrat vorgeschlagene Bündelung der auf drei Ressorts verteilten F&E-Aktivitäten in zwei Ministerien nach der nächsten Nationalratswahl. Angesichts der Kalamitäten im Forschungszentrum Seibersdorf kämen dafür freilich nur mehr Bildungs-und Wirtschaftsministerium infrage, was auch die zwei Säulen des heimischen Innovationssystems widerspiegeln würde.

    Letzteres hat sich allerdings gerade selbst geschwächt: Wirtschaftsminister Martin Bartenstein lässt den seit dem Wechsel von Peter Kowalski (zum Sektionschef im Bildungsressort) verwaisten Bereich Forschung, Technologie und Innovation per Jahresende auflösen. Kowalskis Posten war zuvor zwar ausgeschrieben worden, wird nun aber doch nicht nachbesetzt.

  • Bescheiden muten die Wünsche für die seit Jahren in - überwiegend politisch motivierten - Reform-, Personal-und Führungsdiskussionen verhedderten Austrian Research Centers (ARC) an: In Österreichs größtem außeruniversitäres Forschungsinstitut möge endlich der Weihnachtsfrieden einkehren.

  • Nicht wenige Sorgenfalten umranken auch das Austrian Institute of Advanced Technology (AIST), besser bekannt als "Elite-Uni". Hans Sünkel, Rektor der TU-Graz, kann sich das AIST maximal als schlankes Exzellenz-Headquarter nach dem Vorbild der Raumfahrtagentur ESA, das mit den exzellenten Instituten der Unis und der Akademie der Wissenschaften vernetzt ist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.12. 2005)