Wien - Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) untersucht, ob in einer südkoreanischen Atomanlage atomwaffenfähiges Plutonium gewonnen werden kann. Wie Diplomaten der Behörde am Montag in Wien mitteilten, wird in dem ostasiatischen Land derzeit eine Pilotanlage überprüft, in der verbrauchter Brennstoff in eine kompaktere, weniger radioaktive Form umgewandelt werden soll, um die Lagerung zu erleichtern.

Heikel an diesem Prozess sei, dass Südkorea dabei kein Plutonium abspalten dürfe, sagte ein Diplomat aus dem Umfeld der IAEA. Die seit 2004 im Bau befindliche Pilotanlage in Daejeon werde voraussichtlich 2007 einsatzfähig sein. Seoul habe zugesichert, dass sie "nicht für die Abspaltung von Plutonium" gedacht sei.

Rüge im November 2004

Der derzeit überprüfte Prozess habe nichts mit den Vorgängen zu tun, die Südkorea im November 2004 eine Rüge der IAEA eingehandelt hatten, teilte der Diplomat weiter mit. Die Behörde hatte Seoul vor einem Jahr vorgeworfen, geringe Mengen atomwaffenfähigen Urans und Plutoniums hergestellt zu haben. Südkorea hatte damit gegen Sicherheitsabkommen verstoßen. Derartige Vorwürfe sind äußerst peinlich für das Land, das das benachbarte stalinistische Nordkorea dazu bewegen will, seinem Nuklearprogramm abzuschwören. Nordkorea verfügt nach eigenen Angaben über Atomwaffen.

Für eine Atombombe genügen bereits wenige Kilogramm Plutonium. Das Schwermetall kommt in der Natur nur in Spuren vor. Es entsteht aber als gefährliches Nebenprodukt in Atomkraftwerken, wenn Uranatome zur Energieerzeugung im Reaktor gespalten werden. Auf diese Weise wurden in den vergangenen Jahrzehnten weltweit hunderte Tonnen Plutonium erzeugt, die allerdings für Atombomben noch weiter verarbeitet werden müssen. Plutonium wird auf dem Weltmarkt nicht frei gehandelt, seine Verbreitung unterliegt besonderen Sicherheitsbedingungen.

Über 99,9 Prozent der heute in der Umwelt zu findenden Plutoniummengen stammt aus Atombombenabwürfen und -tests. Für Atombomben ist das Isotop Plutonium 239 nötig. (APA/dpa)