Die nüchternen Zahlen zeigen, dass 2005 insgesamt 7018 Unternehmen "ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen konnten" und insolvent wurden, elf Prozent mehr als im Vorjahr, rechnet Hans-Georg Kantner vom KSV vor. "Allerdings muss man die Zahlen relativieren", denn der in diesen Pleiten angehäufte Schuldenberg (2,4 Mrd. Euro) schmolz um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem Großinsolvenzen blieben 2005 aus, die größte Pleite sei im "HO- Maßstab" (Miniaturisierungsmaßstab) ausgefallen – die des Modellbahnbauers Roco.
"Keine Bestandsgarantie"
"Kein Unternehmen hat eine Bestandsgarantie, wenn es nicht bestehen kann, soll es aus dem Kreislauf ausscheiden, bekommt aber im Verfahren eine gute Chance zur Sanierung", philosophiert Kantner über Insolvenzen quasi als wirtschaftlicher Recyclingprozess. "Der Konkurs ist ein Instrument der Sozialisierung von Verlusten", da sie vor allem von denen geschluckt werden müssen, die das verdauen können – öffentliche Hand und Krankenkassen, Banken, große Unternehmen sind die Hauptgläubigen. "Kein Konkurs ohne Chance des Neubeginns: Oft haben dabei Mitarbeiter die Gelegenheit zu einem Buyout."
Auch bei den Möglichkeiten zur Restrukturierung im Zuge von Ausgleich und Zwangsausgleich liege Österreich im europäischen Vergleich gut – Reformbedarf sieht er allenfalls bei der Höhe der Ausgleichsquote (40 Prozent), die gesenkt werden sollte.
"Trial and error"
Kantner sieht in der heurigen Pleitenstruktur – anders als bei früheren Großinsolvenzen – die Gründerwelle am Wirken: "Trial and error" seien notwendig, weil Unternehmer sein mit Risiko zu tun habe. Dabei habe Österreich Aufholbedarf: Hier zu Lande kommen auf 1000 Einwohner 43 Unternehmen, in Skandinavien mehr als doppelt so viele, in Schweden gar 100 Unternehmen pro 1000 Einwohner.