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Grafik: APA
Wien - Heute Abend kurz nach 18 Uhr wird entschieden sein, ob Erste Bank-Boss Andreas Treichl seine Karriere mit dem größten Auslands-Deal in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte krönt. Treichl ist als Finalist gut im Rennen um knapp 62 Prozent an der rumänischen Großbank BCR (Banca Comerciala Romana).

Einziger verbliebener "Gegner" ist die portugiesische Millennium BCP. Die Mehrheit an der Bank ist den Bietern deutlich mehr als drei Milliarden Euro wert.

Die Öffnung des Kuverts mit dem Namen des Käufers soll live im rumänischen Fernsehen übertragen werden, hieß es vorab. Bereits am Mittwoch Vormittag soll die feierliche Vertragsunterzeichnung in Bukarest stattfinden.

Größte rumänische Bank

Mit einem Marktanteil von aktuell 26,8 Prozent und Aktiva im Wert von 7,18 Mrd. Euro ist BCR die größte rumänische Bank. 2004 erwirtschaftete sie einen Reingewinn von 121 Mio. Euro. Die Bank hat mehr als 4,5 Millionen Kunden, beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter und hatte Anfang des Jahres rund 320 Filialen, mittlerweile sind es etwas mehr.

Rumänien gilt als einer der am stärksten wachsenden Bankenmärkte in der gesamten Region: Pro Jahr legten die Bankengeschäftsvolumina hier zuletzt hoch zweistellig zu. Trotz der im West-Vergleich noch wenig umfangreichen Bilanzvolumina kontrollieren in Rumänien die fünf größten Banken fast zwei Drittel des gesamten Marktes.

Gegründet 1990

Die Banca Comerciala Romana wurde 1990 gegründet, als der Staat den Bankenmarkt restukturieren und sanieren musste. 1999 kam es zur Fusion mit der angeschlagenen Bancorex bank. 2004 stiegen die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die Weltbank-Tochter International Finance Corporation (IFC) mit je 12,5 Prozent ein, um die BCR "verkaufsfit" zu machen. Kaufpreis für die 25 Prozent waren damals 222 Millionen Dollar.

Der Verkauf der Bankmehrheit selbst startete, nach mehreren Verzögerungen, schließlich heuer. Es kam zur öffentlichen Ausschreibung, die zwei Sieger sollten in letzter Runde nun gegeneinander antreten. Diese letzte Runde endet heute Abend.

Das nun zum Verkauf stehende Paket umfasst einen direkten staatlichen Anteil von 36,9 Prozent sowie jene 25 Prozent, die EBRD und IFC paritätisch halten. Rund 30 Prozent der Aktien halten weiters lokale Investmentfonds und acht Prozent sind in Händen von Privatpersonen und Mitarbeitern.

Gelingt Treichl der Coup, wird auch die Erste Bank selber - sie ist an der Börse derzeit elf Milliarden Euro wert - nicht mehr die selbe sein wie bisher. In den Aufbau ihres Osteuropa-Netzes hat die Wiener Großbank schon in den letzten Jahren mehrere Milliarden Euro investiert.

Bisher Zukäufe um 2,5 Milliarden Euro

Im Februar 2000 war der Kauf der Mehrheit an der tschechischen Großsparkasse Ceska Sporitelna (CS) durch die Erste Bank das größte Investment von Österreichern in Tschechien. Bis heute ist die Ceska-Akquisition der umfangreichste Zukauf der Erste Bank im Ausland - in ihren Teilschritten ebenso wie als Ganzes.

Ein Zuschlag für die BCR würde alles in den Schatten stellen, sowohl was die Kaufsumme betrifft als auch den Preis je Aktie (Multiple). Im Folgenden eine Liste über die bisherigen großen Deals der Erste Bank in Zentral-, Ost- und Südosteuropoa seit 2000:

                     Land  Datum    Aktien (%)  Mio. Euro  Multipe
Ceska Sporitelna      CZ   Feb 2000   52,07         530       1,52
                           Aug 2002   42,73         764       2,20
                           Apr 2003    3,10          60       2,20
Slovenska sporitelna  SK   Apr 2001   67,19         317       1,79
                           Sep 2003    2,82          14       1,66
                           Mar 2004   10,00          72       2,00
                           Jan 2005   19,99         122       1,60
Rijecka banka         CRO  Jul 2002   85,02         141       1,36
Postabank             HU   Dez 2003   99,97         399       2,70
Novosadska banka      SRB  Aug 2005   83,30          73       3,30

TOTAL/SUMME 2,492 Mrd. Euro

Weitere Privatisierungen

Neben der BCR steht in Rumänien auch noch der Verkauf der Großsparkasse CEC auf dem Programm. Auch hier buhlen Österreicher um einen Zuschlag, nämlich Raiffeisen sowie (falls es heute aus der BCR nichts wird) wiederum die Erste Bank.

In Kürze werden damit neun der zehn größten Banken Rumäniens - und damit 80 Prozent des Bilanzvolumens im Land - von ausländischen Banken kontrolliert sein. (APA/red)