Wien - Die Auswertung der Videoaufnahmen aus den Überwachungskameras an der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) dauert weiter an und wird nach Einschätzung eines Kriminalisten nicht vor Weihnachten abgeschlossen sein. Grund dafür ist die Verdopplung der Datenmenge auf nunmehr rund 300 GB.

Unmittelbar nach der Brandstiftung wurden nur die Aufnahmen im Untergeschoß, wo das Feuer gelegt wurde, sowie im Erdgeschoß des Hauptgebäudes ausgewertet. "Da sich der Täter eine Stunde im Haus aufgehalten haben muss, haben wir auch die Aufnahmen von Kameras im Bereich der Zugänge und im näheren Umfeld angefordert", erklärt Brandermittler René Peter.

Die Zusammenarbeit zwischen WU-Leitung und Ermittlern habe entgegen anderen Aussagen aus Polizeikreisen sehr gut funktioniert, beteuert Peter. Neben den Kameras der WU mussten aber noch die des Wachdienstes und des Garagenbetreibers herangezogen werden, da die Uni die Sicherheitsaufgaben an mehrere Firmen abgegeben hat.

Im Moment wird weiter der Spur des mit Schal und Schlapphut vermummten Mannes nachgegangen, der wie berichtet zur Tatzeit von den Kameras gefilmt wurde. Einen Benzinkanister habe er laut Polizei bei Betreten des Hauptgebäudes aber nicht bei sich gehabt. Von der Abfolge der Brandherde lässt sich jedenfalls ableiten, dass sich der Brandstifter im Haus sicher gefühlt hat, die Kameras und das Gebäude kannte. Auf Film gebannt ist auch die Entstehung des Feuers im Bereich der Bibliothek, der Täter selbst ist dabei jedoch nicht zu sehen.

Sollte der Täter gefasst werden, muss er "brennen" und für den entstandenen Schaden aufkommen. Dieser lasse sich frühestens Anfang Jänner beziffern, heißt es vonseiten der WU. Zu den Kosten für die Reinigung von Ruß und Asche kommt der Wert der in den Spinden im Untergeschoß verbrannten Gegenstände, die Sanierungskosten und nicht zuletzt der Mietaufwand für die Kino-Säle, in denen zumindest bis Ende der Woche Vorlesungen stattfinden. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.12.2005)