Wien - Zur Aufbringung des Kaufpreises von 3,75 Mrd. Euro für die rumänische Großbank BCR wird die Erste Bank der österreichischen Sparkassen voraussichtlich eine 2,4 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung durchführen.

In der Sparkassenfamilie wird davon ausgegangen, dass die Stiftung - Hauptaktionärin - zum größten Teil mitzieht. Damit sollte ihr Anteil von derzeit 32,2 nicht deutlich unter 30 Prozent sinken.

Die Kapitalmaßnahme soll in den nächsten zwölf Wochen stattfinden, Details dazu will Erste Bank-Chef Andreas Treichl voraussichtlich im Jänner bekannt geben.

Beim Kaufpreis für die BCR ist die Erste Bank an die obere Grenze des vom Aufsichtsrats eingeräumten Limits gegangen. Die Portugiesen sollen nur knapp dahinter gelegen sein.

Spekulationen um neuen Kernaktionär

Im Markt kursieren seit Tagen Spekulationen, wonach ein neuer Mit-Aktionär bei der börsenotierten Bank in Wien einsteigen und den Mega-Deal der Ersten so begleiten könnte.

Dass ein solcher kapitalkräftiger, auf Osteuropa-Engagements gerichteter "unverdächtiger" Aktionär etwa die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sein könnte, wird am Mittwoch gegenüber der APA ebenso wenig bestätigt wie andere Spekulationen dieser Art. Bei der EBRD gab es dazu bis jetzt jedenfalls keine solche Anfrage. Sie käme - weil primär in Ostbanken oder Ostholdings engagiert - dafür auch weniger in Frage.

Ein gutes Drittel der Erste Bank-Aktien hält die Erste-Stiftung, genau 32,2 Prozent der Aktien. Demnach ist der Bank-Anteil der Erste Bank Privatstiftung heute rund 3,5 Mrd. Euro wert.

Diese Stiftung müsste, zieht sie voll mit, als Einzelaktionärin betrachtet den Löwenanteil der Kapitalerhöhung aufbringen. Nimmt sie ihre Bezugsrechte nicht oder nicht voll wahr, fällt sie deutlich zurück.

Aktionärskreis

Zum derzeitigen Aktionärskreis: Die Erste Bank Stiftung ist eine der größten Stiftungen Europas, mit 32,2 Prozent ist sie größte Aktionärin der börsenotierten Bank. Die Sparkassen sind mit 7,1 Prozent beteiligt, der Austria Versicherungsverein mit 6 Prozent. Mit 1,8 Prozent sind die Mitarbeiter am Aktienkapital vertreten. In Händen Privater sind 7 Prozent der Aktien. Institutionelle halten heute knapp 46 Prozent.

Stockt die Erste Bank ihr Kapital tatsächlich um 2,4 Mrd. Euro auf, ist das eine Erhöhung um knapp ein Viertel. Laut "Kurier" würde das die Aktionärsstruktur der Erste Bank einigermaßen durcheinander wirbeln. Die Stiftung würde auf knapp 25 Prozent absinken, die Sparkassen (deren Leitinstitut die Erste ist) würden ohne Mitziehen auf knapp 5 Prozent sinken.

In Börsianerkreisen wurde daher die Aussage der Bank, "alle möglichen Optionen zu prüfen", mit Interesse registriert. So wird nicht für ausgeschlossen gehalten, dass die Erste neue Wege beschreitet. Denkbar ist laut "Kurier" etwa, dass die Erste die Kapitalerhöhung nutzt, um sich neue Kernaktionäre zu sichern. Das könnte die Wiener Städtische Versicherung sein (die mit der AVS sogar einen Syndikatsvertrag abschließen könnte). Auch die Tageszeitung nennt heute die "Osteuropabank" EBRD, die mit dem BCR-Deal gerade innerhalb eines Jahres 640 Mio. Euro verdient habe. (APA) (APA)