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Das Leben, ein Abenteuer. Monika Czernin hat den Werdegang ihrer Großtante, Nora Gräfin Kinsky, nachgezeichnet, die eine entfernte Verwandte von Bertha von Suttner war und wie diese einen ungewöhnlichen Weg gegangen ist.

Aufgewachsen in der behüteten Umgebung der tschechischen Hocharistokratie, darf sie aufgrund von Konvention nicht einmal allein auf der Straße spazieren. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus, und die 27-jährige Kinsky geht im Auftrag des Roten Kreuzes nach Russland, um k. u. k. Gefangene in russischen Lagern zu besuchen. Am Beginn ihrer Reise darf sie noch der Zarenmutter in der Hauptstadt Sankt Petersburg ihre Aufwartung machen. - es war dies ein Kuriosum, denn Russland und Österreich waren Gegner.

Die strapaziöse Reise führt sie nach Sibirien, bis Wladiwostok. Nach Beendigung der Inspektionstour - die Möglichkeiten, die Lage der Gefangenen zu verbessern, sind endlich - entschließt sie sich, nicht nach Hause zu fahren, sondern in Astrachan in einem heruntergekommenen Krankenhaus zu arbeiten. Dort erlebt sie das Ende des Weltkrieges, den aufflammenden Bürgerkrieg und den Zerfall des zaristischen Systems. Aufgrund ihrer adeligen Herkunft wird sie 1918 selbst zum Flüchtling. Zurückgekehrt nach Schloss Chlumetz, ist auch dort nichts mehr, wie es war. Die Kinskys müssen Teile ihrer Ländereien abtreten.

Czernin hat dieses hochinteressante Leben in eine Romanbiografie gefasst, was etwas problematisch ist. Die Konturen zwischen Roman und Biografie sind nicht immer deutlich. Es ist ihr aber gelungen, die Wirren durch die politischen Umbrüche spannend darzustellen. Und gleichzeitig ist es ein Werk über Frauenemanzipation. (Johanna Ruzicka/DER STANDARD, Print, 22.12.2005)