Oslo - Norwegen hat trotz heftiger Kritik von
Tierschützern für 2006 so viele Wale zur Jagd frei gegeben wie seit
mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Ungeachtet eines international
vereinbarten Schutzabkommens erhöhte die Regierung in Oslo am
Mittwoch das Fangziel für das kommende Jahr von 796 auf 1.052
Zwergwale.
Erstmals seit den 80er Jahren werde auch die Jagd in einigen
internationalen Gewässern des Nordatlantiks wieder erlaubt. Die
Umweltorganisation WWF kritisierte das Überschreiten der
psychologisch wichtigen Marke von 1.000 Tieren als unnötige
Provokation, zumal der Bedarf an Walfleisch in Norwegen seit den 70er
Jahren deutlich zurückgegangen sei. Damals wurden jährlich etwa 1.800
Zwergwale erlegt.
Moratorium
1986 hatte sich die Internationale Walfangkommission (IWC) auf ein
Moratorium zum Schutz der Tiere geeinigt, um deren Aussterben zu
verhindern. 1993 brach Norwegen das Abkommen und nahm den
kommerziellen Walfang wieder auf. Die andere große Walfangnation
Japan hat für das kommende Jahr mit 850 Zwergwalen nahezu doppelt so
viele der Meeressäuger zur Jagd frei gegeben wie in diesem Jahr.
Norwegen bezeichnete die erhöhte Fangquote als einen Vorteil für
das Ökosystem. Nach Ansicht der Regierung nehmen die Walbestände seit
längerem unkontrolliert zu, während die von Fischen schwinden. Das
Fangziel von 1.052 Tieren sei konservativ, da in den norwegischen
Jagdgebieten im Nordatlantik derzeit schätzungsweise rund 107.000
Zwergwale lebten. Ein Sprecher des Fischereiministeriums betonte, die
IWC habe keine Möglichkeit, Norwegen wegen der Erhöhung der Fangquote
zu bestrafen.
(APA/Reuters)