Basra - Der britische Premier Tony Blair hat den britischen Soldaten im Irak bei einem Überraschungsbesuch am Donnerstag einen Abzugsbeginn in einem halben Jahr in Aussicht gestellt. Zuvor müssten die irakischen Sicherheitskräfte in die Lage versetzt werden, eigenständig für Ruhe und Ordnung zu sorgen, sagte Blair auf der Militärbasis im Südirak. Er lobte die Fortschritte, die bei der Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte gemacht worden seien. Auf die Frage, ob sechs Monate ein realisierbarer Zeitplan für einen Abzugsbeginn seien, antwortete er: "Wenn alles nach Plan läuft. Wir möchten unsere Truppenstärke herunterschrauben, das ist unsere Strategie."

Es gehe darum, dem Land zu helfen, betonte der Premier. Dazu müsse genügend Sicherheit herrschen, um den Aufbau der irakischen Truppen zu ermöglichen. "Dann können wir eventuell unsere eigenen Kapazitäten herunterschrauben", sagte Blair nach einem Treffen mit hochrangigen Vertretern der britischen und der US-Armee. In der nahe Basra gelegenen Nachschubbasis Shaiba schwor er die dort über Weihnachten stationierten Soldaten auf ihre Aufgabe ein: "Wenn wir es schaffen, den Terrorismus hier zu besiegen, werden wir ihn weltweit schwächen können".

Aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt

Der Weihnachtsbesuch wurde wie üblich aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt. Aus Furcht vor Anschlägen herrschte bis zur Landung der aus Kuwait kommenden Regierungsmaschine eine Nachrichtensperre. Seit dem Einmarsch der US-geführten Koalition im Irak 2003 war es Blairs vierter Besuch bei den Truppen. General George Casey sagte Blair am Donnerstag, die Iraker könnten bis zum Sommer nächsten Jahres in einigen Gebieten des Landes rund 75 Prozent der Sicherheitskräfte stellen. Derzeit sind im Irak etwa 8000 britische Soldaten stationiert.

Ein Teilabzug könnte für Blair eine Erleichterung sein, der wegen der Invasion innenpolitisch unter Druck steht. Die anhaltende Gewalt und der Tod von insgesamt 98 britischen Soldaten im Land liefern seinen politischen Gegnern weitere weitere Argumente. Sie werfen ihm vor, im Irak einen illegalen Krieg zu führen. Insgesamt hat die Londoner Regierung in dem Konflikt rund 45.000 Truppen entsandt, die größte Anzahl von Soldaten seit dem Korea-Krieg vor einem halben Jahrhundert.

Es ist bereits die vierte Irak-Reise des britischen Regierungschefs seit der Invasion 2003. Auch mit US-Botschafter Zalmay Khalilzad soll Blair Gespräche über die Sicherheitslage und über das Ergebnis der Parlamentswahl der vergangenen Woche führen, deren vorliegende Teilresultate von den Parteien der Sunniten nicht akzeptiert werden. (APA/Reuters/AP)