Das im kommenden Jahr auf 2,4 Prozent (Wifo) beziehungsweise 2,3 Prozent (IHS) anspringende Wirtschaftswachstum erklärt IHS-Chef Bernhard Felderer mit der Erholung des Ölpreises und dem günstigeren Euro-Dollar-Wechselkurs. Dazu kommt die Annahme kräftig steigender Investitionen im kommenden Jahr. Wenig Belebung erwarten die Ökonomen hingegen beim privaten Konsum.
Vorziehkäufe im Jahr 2006
Einigkeit herrscht unter den Wirtschaftsforschern, dass im erwarteten Zusatzwachstum des Jahres 2006 von 0,4 bis 0,5 Prozentpunkte ein guter Teil aus dem Effekt resultiert, dass in Deutschland 2007 die Mehrwertsteuer deutlich angehoben wird. Dadurch seien Vorziehkäufe im Jahr 2006 zu erwarten, was sich auch günstig auf Österreichs Konjunktur auswirken werde.
Uneins sind sich die Experten, ob auch Österreichs EU-Präsidentschaft der Wirtschaft etwas bringt. Für den Wifo-Tourismus-Experten Egon Smeral besteht kein Zweifel daran, dass zusätzliche Ausgaben und die verstärkte Reisetätigkeit zu einem nennenswerten BIP-Effekt führen wird. Zum STANDARD sagte er, dieser Effekt werde zumindest 0,1 Prozentpunkte betragen - was in etwa 250 Millionen Euro bedeuten würde. Genauer werde man dies aber erst nach dem EU-Präsidentschaft in kommenden Juli sagen können, so Smeral.
Streit um EU-Effekt
Ulrich Schuh vom IHS sieht dagegen keine relevanten ökonomischen Auswirkungen. Schon 1998 habe es etwa bei den Nächtigungen "kein auffälliges Plus" gegeben, dazu komme, dass die Österreichs Präsidentschaft heuer "weniger spektakulär" als vor sieben Jahren ausfallen werde.
Pessimistischer als Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist das Wifo über den Budgetkurs. Während Grasser annimmt, dass Österreichs Budgetdefizit von 1,9 Prozent heuer auf 1,7 Prozent im Jahr 2006 und weiter auf 0,8 Prozent im Jahr 2007 sinken wird, erwartet das Wifo, dass das Budgetdefizit 2006 sogar steigt - und zwar auf 1,9 Prozent. Außerdem werde es im Jahr 2007 lediglich auf 1,5 Prozent sinken, sagt das Wifo.