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ÖAW-Präsident Herbert Mang auf einem Archivbild vom Mai 2004

Foto: APA/Jäger
Wien - Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) fühlt sich vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) unter Druck gesetzt, hält aber an der Verbindung von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgereinrichtung fest. Diese sei "Trademark" und "Credo" der Akademie, sagte ÖAW-Präsident Herbert Mang im Gespräch mit der APA. "Es wäre sträflich, eine Situation herbeizuführen, welche die Gelehrtengesellschaft letztlich auf ein Nebengleis stellt und ihr folkloremäßigen Charakter verleiht."

Der RFT hat in seiner jüngsten Empfehlung über Forschungssondermittel nur 20 Prozent der insgesamt für die ÖAW beantragten 22,7 Mio. Euro freigegeben. Über die restlichen 80 Prozent will er erst dann entscheiden, wenn bis März 2006 ein Reformbericht der ÖAW vorliegt. U.a. fordert der Rat "zeitgemäße Führungsstrukturen für das Management der ÖAW-Institute".

"Kein äußerer Zuruf nötig"

"Reformen sind immer notwendig, es bedarf aber keines äußeren Zurufs dafür", meinte Mang. Die Akademie habe in ihrem 157-jährigen Bestehen unzählige Reformen ohne Zuruf getätigt und werde das auch diesmal tun. Man habe eine aus überwiegend jüngeren ÖAW-Mitgliedern zusammengesetzte Reformkommission eingesetzt, "die sich nicht scheuen wird, alle heißen Eisen anzufassen, die es in der Akademie gibt." Vorgabe an die Kommission sei es, "das was uns unveräußerlich erscheint, nämlich die Symbiose von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgerorganisation, bestmöglich in Richtung der Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts überzuführen".

Dabei sieht sich Mang zu einer "Klarstellung" veranlasst: "Die Gelehrtengesellschaft und das Präsidium führen und managen die ÖAW-Institute nicht, ebenso wenig, wie das Parlament das Land managt." So habe etwa das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) neben dem wissenschaftlichen Geschäftsführer Josef Penninger zwei kaufmännische Geschäftsführer sowie einen Aufsichtsrat - für Mang "genau das, was der stellvertretende RFT-Vorsitzende Günther Bonn fordert".

Natürlich habe nicht jede kleinere Akademie-Einrichtung eine solche Konstruktion. Die Reformkommission werde aber prüfen, wo bessere, zeitgemäße Verwaltungsstrukturen für ÖAW-Institute notwendig seien.

Beratung

Die Akademie wolle sich in diesem Prozess auch von außen beraten lassen, wobei Mang auf das neue Beratungsgremium der ÖAW, den Senat, verweist, der sich vergangene Woche konstituiert hat. Dem neun Mitglieder umfassenden Gremium gehören - auf Grund ihrer Funktion - u.a. Nationalratspräsident Andreas Khol (V), Jörg Haider (B) als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, der Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, Clemens Jabloner, aber auch RFT-Chef Knut Consemüller an.

>>> "Grobe Missachtung des rechtlichen Status"

Dass Bonn betont hatte, das Gelehrtensystem nicht zerstören zu wollen, beruhigt Mang in keinster Weise: "Das heißt eigentlich, dass das Nichtgewollte, nämlich die Zerstörung der Gelehrtengesellschaft, letztlich in die Zuständigkeit des Rates fällt - und das ist aus meiner Sicht eine unfassbare Denkweise und ein grobe Missachtung des rechtlichen Status der Akademie".

Der Akademie-Präsident sieht seine Einrichtung dennoch nicht gefährdet. "Eine starke Organisation wird durch einen gewissen Druck durchaus stärker, nur eine schwache Organisation muss sich vor Druck von außen fürchten."

Der vom Rat geforderten inhaltlichen Abstimmung mit den durch das Universitätsgesetz neu aufgestellten Unis will Mang nichts entgegenhalten. Die Akademie gründe ohnedies nur Dinge, die komplementär zu den Unis seien.

Idee der "Jungen Akademie"

Noch zurückhaltend äußert sich Mang zu der Idee, eine "Junge Akademie" einzurichten, die sich etwa aus den Preisträgern des Wissenschaftsnachwuchspreises "Start" zusammensetzen könnte. Das Vorhaben sei noch nicht sehr weit gediehen, er wisse aber schon, was er nicht wolle: "Bei der Feierlichen Sitzung zwei Sitzreihen mit 20 brav geschniegelten jungen Leuten, die sonst keine Sichtbarkeit haben."

Vielmehr sollte eine solche "Junge Akademie" ein ordentliches Budget haben, um eigene Veranstaltungen durchführen zu können. Nachgedacht wird noch über eine begrenzte Mitgliedschaft (Mang: "Es ist ja nicht gesagt, dass jeder davon später Akademiemitglied wird") und die Aufnahmekriterien. Außerdem müsse man - "in einer Demokratie, wie wir sind" - noch die Gelehrtengesellschaft dafür gewinnen.

>>> Hintergrund zur Akademie

Die 1887 gegründete Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist eine Gelehrtengesellschaft, die sich einerseits - etwa über Kommissionen - als Beratungsorgan versteht, andererseits über Forschungseinrichtungen, wie Akademie-Institute, die wissenschaftliche Landschaft beeinflusst. Die Mitglieder rekrutieren sich durchwegs aus dem Kreis der Universitätsprofessoren und sonstigen angesehenen Personen der wissenschaftlichen Welt.

Die in die mathematisch-naturwissenschaftliche und die philosophisch-historische Klasse eingeteilte Akademie kennt dabei verschiedene Arten von Mitgliedern. Vorgesehen sind 90 inländische, wirkliche Mitglieder mit vollen Rechten, die sich jeweils zur Hälfte auf die beiden Klassen aufteilen. Weiters gibt es in jeder der beiden Klassen jeweils 125 korrespondierende Mitglieder. 55 davon kommen aus dem In- und 70 aus dem Ausland.

Über 70-Jährige wirkliche und korrespondierende Mitglieder werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahlen nicht eingerechnet. Die Mitglieder werden von der Gesamtakademie nach dem Grundsatz gewählt, dass die wissenschaftlichen Richtungen in den beiden Klassen ausgewogen und angemessen vertreten sind und dass sie den hohen Anforderungen der Akademieaufgaben in Persönlichkeit, wissenschaftlicher Arbeit und Ansehen in der Fachwelt gerecht.

Präsidium

Das oberste Organ der ÖAW ist das Präsidium, der höchste Entscheidungsträger die Gesamtsitzung. Hier fallen nicht nur Personalentscheidungen, es werden auch die Weichen für die Forschungseinrichtungen der Akademie gestellt. Der Präsident wird abwechselnd von den beiden Klassen gestellt.

Die ÖAW betreibt derzeit 25 unbefristete Institute, zwei befristete Forschungsstellen - die nach entsprechender Evaluierung in Institute umgewandelt werden können - und die kleineren Kommissionen mit etwa vier bis fünf Mitarbeitern. In den Forschungseinrichtungen der ÖAW arbeiten über 800 Personen, die Direktoren und Leiter können, müssen aber nicht Akademie-Mitglieder sein. (APA)