Optimistisch gesehen könnte man sagen, dass "help tv" die Aufbereitung tragischer Menschenschicksale für breite Massen ist, um so Bewusstsein für die Schwächen der Gesellschaft herzustellen, Bewältigungsstrategien für Betroffene aufzuzeigen und Spenden zur Behebung der Missstände zu sammeln.

Quote mit billigen Affekten

Aber wenn man Barbara Stöckls Betroffenheit ausstrahlendes Mienenspiel mit dazugehörigem aufmerksamem Nicken, das Leiserwerden ihrer Stimme beim Nacherzählen tragischer Umstände wahrnimmt, wenn man die von Betroffenheitspathos geschwängerten Zuspielungen mitverfolgt, kann einem der Optimismus leicht abhanden kommen. Nicht die Information, nicht das Aufzeigen von Lösungsstrategien steht im Vordergrund - sondern die Leute sollen mitfiebern; ihnen soll es möglichst Tränen in die Augen drücken; sie sollen sich echauffieren angesichts des Leides und der Ungerechtigkeiten, die da zu sehen sind: Quote mit billigen Affekten.

"Dramatische Bilder"

"help tv zeigt dramatische Bilder vom Leid junger verstümmelter Frauen", heißt es auf der ORF-Homepage zur Sendung vom Mittwoch, und das sagt vieles. Die Benefiz-Idee sollte auch funktionieren, ohne detaillierte Aufnahmen von Mädchenbeschneidungen und Riesentumoren von Kindern zu zeigen. Fällt das noch unter die beworbene Konsumentenschutz-Idee?

Die Alternative wären nüchterne Dokumentationen, die sich auf weniger emotionalisierende Weise mit Hilfsbedürftigen auseinander setzen. Ein Spendenkonto kann man ja einblenden. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 23.12.2005)