Inode-Gründer Michael Gredenberg

Foto: sum

Die Konsolidierung am österreichischen Telekom-Markt geht weiter. Der alternative österreichische Internetanbieter Inode soll am Freitag verkauft worden sein, erfuhr die APA aus Branchenkreisen. In den Kreisen ist von einem Kaufpreis von um die 100 Mio. Euro die Rede. Käufer soll laut einem "ORF"-Bericht im Internet der Kabel-TV- und Telekom-Anbieter UPC Telekabel sein. Der Deal soll am Dienstag nach Weihnachten bekannt gegeben werden.

"Wir kommentieren Gerüchte nicht"

Auslöser für die Spekulationen war eine eilig einberufene Managementsitzung bei Inode Freitagmittag, bei der laut APA-Informationen die Kaufverträge bereits unterzeichnet worden sein sollen. Weder UPC Telekabel noch Inode wollten am Freitag zu den Gerüchten Stellung nehmen. "Wir kommentieren Gerüchte nicht", sagte Telekabel-Chef Thomas Hintze auf Anfrage. Auch bei Inode gab man sich zugeknöpft. Das Unternehmen werde erst am Dienstag zu den Spekulationen Stellung nehmen, so eine Sprecherin.

Börsenrechtliches

Die Verzögerung hat laut "ORF.On" börsenrechtliche Gründe. Die niederländische Telekabel-Mutter UPC Holding ist ebenso börsenotiert wie deren Mutterkonzern, der US-Telekom-Konzern Liberty Global.

Inode bereitet sich bereits seit Monaten auf einen Verkauf vor. Ursprünglich sollte das Unternehmen an die Börse gebracht werden. Noch im September hatte Inode-Chef Michael Gredenberg die Börsenpläne seines Unternehmens bekräftigt. Derzeit gehören Gredenberg und Peter Augustin, die Inode gemeinsam 1996 gegründet haben, noch 42,7 Prozent des Unternehmens. Rund 30 Prozent halten die beiden Risikofinanzierer Global Equity Partners (GEP) und Gamma Capital Partners (GCP), die seit einem Jahr an Bord sind. Der Rest gehört kleineren Investoren vor allem aus dem Inode-Management.

300 Mitarbeiter

Inode beschäftigt 300 Mitarbeiter und hatte zum Halbjahr etwa 95.000 Internet-Kunden. Für das Gesamtjahr 2005 hat das Unternehmen zuletzt 53 bis 55 Mio. Euro Umsatz (nach 37 Mio. Euro 2004) vorausgesagt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll heuer von 1,5 auf 6 Mio. Euro steigen. Als Konkurrenz zu UPC arbeitet Inode seit einigen Monaten an einem eigenen Kabelfernseh-Angebot. Mit 100 Testkunden in Wien und Graz wollte der Internetprovider nach letzten Meldungen von Oktober noch heuer starten, der große Einstieg ins Fernsehgeschäft sollte 2006 erfolgen.

Mit einer Übernahme würde UPC aber nicht nur einen Konkurrenten aus dem Weg schaffen, sondern auch neue Kundenkreise erschließen. Während UPC vor allem in den großen Ballungsräumen wie etwa Wien tätig ist, hat Inode ein österreichweites Netzwerk, das Telekabel helfen könnte, um weiter zu wachsen. Mit 800 Mitarbeitern hat UPC Telekabel im Vorjahr 241 Mio. Euro umgesetzt. Im eigenen Netz hat das Unternehmen derzeit 150.000 Kunden im Festnetz, 261.000 im Internet und insgesamt 498.000 im Hauptgeschäft Kabel-TV.

Abwerbung

Noch bevor die Übernahme von Inode durch UPC Telekabel bestätigt worden ist, hat unterdessen am Freitag die Konkurrenz bereits begonnen, um Inode-Kunden zu werben – zunächst vor allem mit Kritik am potenziellen Deal: Inode, bisher unabhängig, gerate dadurch in die Abhängigkeit von Konzerninteressen, meinte Oskar Obereder, Geschäftsführer des Wiener Internet-Poviders Silver Server, am Freitag in einer Pressemitteilung.

Der Wettbewerb sei zwar bisher schon hart, aber auch sportlich und von technischen Innovationen angetrieben gewesen. In Zukunft würden hier andere Regeln gelten. "Dies ist besonders bedenklich, weil es hier um die technische Infrastruktur geht, die für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs entscheidend ist", so Obereder. (APA)