Wien - Die Übernahmekommission prüft nun in einem Feststellungsverfahren, ob in der börsenotierten webfreeTV.com Multimedia Dienstleistungs AG ein Pflichtangebot an die Aktionäre zu Unrecht nicht erfolgt ist. Dies hat der 3. Senat der Übernahmekommission am 20. Dezember unter dem Vorsitz von Winfried Braumann beschlossen, heißt es in einer Kundmachung in der Wiener Zeitung (Freitagsausgabe). Dabei werde auch geprüft, ob zivilrechtliche Sanktionen nach § 34 des Übernahmegesetzes (z.B. Ruhen der Stimmrechte) eingetreten seien.

"Gegenstand dieses Verfahrens ist - insbesondere im Hinblick auf die außerordentlichen Hauptversammlungen vom 26. August 2005 und vom 7. Jänner 2005 sowie die Beteiligungen der Miliz Holding SA und der Multimedia International Holding Inc. - die Prüfung, 1. ob ein Pflichtangebot an die Aktionäre der webfreeTV.com Multimedia Dienstleistungs Aktiengesellschaft zu Unrecht nicht gestellt oder eine gebotene Mitteilung unterlassen wurde (§§22 bis 25 ÜbG; § 1 der 2. ÜbV) und 2. ob zivilrechtliche Sanktionen nach §34 ÜbG eingetreten sind", heißt es in der Kundmachung.

"Offenbar beherrschender Einfluss" der Miliz Holding

Hintergrund sind die Beteiligungsverhältnisse an der webfreeTV.com bzw. ein möglicher Kontrollwechsel. Michael Lielacher ist Aufsichtsratsvorsitzender der webfreeTV.com, Lielachers 20-jährige Tochter Larissa trat laut einem bereits älteren Bericht in den Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) bei Hauptversammlungen als Vertreterin der Aktienmehrheit auf - mit eigenen Aktien oder zuletzt für eine Miliz Holding mit Sitz in Majuro auf den Marshall Inseln im Pazifik und einem Büro in Monaco. Diese Miliz Holding habe offenbar beherrschenden Einfluss in der webfreeTV AG, wird gemutmaßt. Es bestehe daher der Verdacht, dass sie längst den anderen Aktionären ein Pflichtangebot legen hätte müssen, heißt es in den "OÖN".

Laut FirmenCompass hält an der webfreeTV.com AG die Bluebull AG im schweizerischen St. Gallen über 5 Prozent, die Communication Privatstiftung über 5 Prozent, die U1 TV Programm AG im schweizerischen Schlieren mehr als 10 Prozent. 75 Prozent werden demnach von institutionellen Investoren und Streubesitz gehalten.

Auch Vorstandschef auf Aktionäre neugierig

Auch Alfons Helmel, Vorstandschef der börsenotierten webfreetv.com, rätselt über die Shareholder seines Unternehmens. "Ich bin selber neugierig, wer sich auf der Hauptversammlung Anfang nächsten Jahres als Großaktionär zu erkennen gibt", sagte Helmel am Freitag auf APA-Anfrage.

Weil ihm dieser Umstand "auf die Nerven gegangen ist", habe er Nachforschungen anstellen lassen. Diese hätten ergeben, dass die Multimedia International Holding mehr als 20 Prozent besitze. Dies habe er auch der Finanzmarktaufsicht weiter gemeldet, sagt Helmel, der es als "völlig normal" bezeichnete, wenn der Vorstand einer AG nicht über die bestimmenden Aktionäre Bescheid weiß. (APA)