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Aufnahme eines weit entfernten Systems, fotografiert vom Hubble-Teleskop: Rund um den erleuchteten Stern kreist jede Menge Staub und Eis. In einem solchen Stardust fanden Forscher nun erstmals Vorläufer von DNA und Proteinen.

Foto: APA/EPA/Nasa/Hubble Heritage Team
Pasadena - Ein internationales Astronomenteam um den Niederländer Fred Lahuis vom Observatorium in Leiden erlebte eine Überraschung: Bei der Beobachtung und Analyse einer Staubwolke um den 375 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern namens "IRS 46" haben sie Vorstufen der chemischen Grundbausteine des Lebens entdeckt, teilte das Jet Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena mit.

Aus diesen Verbindungen - Acetylen und Cyanwasserstoff - können unter bestimmten Bedingungen Bestandteile des menschlichen Erbgutmoleküls DNA und Aminosäuren entstehen, aus denen alle Eiweißverbindungen aufgebaut sind. Die Verhältnisse in der Staubwolke ähnelten denen in unserem Sonnensystem vor mehreren Milliarden Jahren, bevor auf der Erde Leben entstand, erklären die Forscher.

Ausnahme

Die Wissenschafter hatten mit dem Infrarot-Teleskop Spitzer, das seit 2003 nahe der Erde um die Sonne kreist, etwa hundert junge Sterne beobachtet und die chemische Zusammensetzung der umgebenden Staubwolken untersucht. Einen derartigen Cocktail großer Mengen kohlenstoffhaltiger Verbindungen, der neben Acetylen und Cyanwasserstoff auch Kohlendioxid enthielt, fanden sie jedoch nur bei "IRS 46".

Der Staub umkreist den Stern als eine flache Scheibe und könnte künftig einmal Planeten ähnlich wie in unserem Sonnensystem bilden. Aus den Substanzen könnten die chemischen Grundbausteine des Lebens entstehen, erklärte Geoffrey Blake, einer der beteiligten Wissenschafter, in Bild der Wissenschaft: Gebe man Cyanwasserstoff, Acetylen und Wasser in ein Reagenzglas und lasse sie reagieren, entstehen unter anderem mehrere der zwanzig Aminosäuren, aus denen sich die Eiweißverbindungen zusammensetzen. Auch könnte sich daraus eine der vier Basen bilden, die das Erbgutmolekül DNA bilden.

Organische Gase

Aus den Beobachtungen geht auch hervor, dass die organischen Gase in der Staubscheibe etwa 100 Grad Celsius heiß sind. Die Forscher schließen daraus, dass sie etwa im gleichen Abstand den Stern umkreisen wie die Erde die Sonne. Solche organischen Gase haben Forscher bereits anderswo entdeckt: in den Atmosphären der großen Gasplaneten sowie des Saturnmondes Titan und auf den eisigen Oberflächen von Kometen. Aus solchen im planetarischen Staub enthaltenen Substanzen ist wahrscheinlich auch das Leben auf der Erde entstanden. Die organischen Verbindungen könnten mit Kometen auf die Erde gelangt oder mit dem kosmischen Staub in die Atmosphäre gerieselt sein. (red, DER STANDARD, Print, 24./25./26.12.2005)