Alt-Marib, Jemen

Standard/Klaus Heymach
Wien/Sanaa - Die beiden im Jemen entführten Österreicher sind frei. Das teilten der jemenitische Botschafter in Österreich, Ali Hameed Sharaf, und das Außenministerium in Wien Samstag Früh der APA mit. Die beiden freigelassen österreichischen Geiseln - die Architekten Barbara Meisterhofer (31) und Peter Schurz (52) - sind wohlauf. Sie halten sich derzeit in einem Hotel in der nordost-jemenitischen Provinz Marib auf, wo sie am Mittwoch entführt worden waren.

Das jemenitische Innenministerium teilte am Samstag in Sanaa mit, dass die beiden Österrreicher bei guter Gesundeheit seien. Sie befänden sich in einem Hotel in der Provinz Marib, wo sie am Mittwoch von Mitgliedern des Abidah-Stammes verschleppt worden seien. Die Polizei fahnde nach den Entführern. Die Österreicher würden ihre Reise im Jemen fortsetzen.

"Höfliche Geiselnehmer"

Ob Lösegeld bezahlt wurde oder ob die Bedingungen der Geiselnehmer - die Freilassung dreier Stammesangehöriger - erfüllt wurden, ist nicht bekannt. Der jemenitische Innenminister hatte Botschafter Sharaf in einem Telefonat aus Sanaa offiziell die Nachricht von der Freilassung übermittelt. Laut Außenamtssprecherin Astrid Harz hat ein in den Jemen entsandter Beamter bereits mit Peter Schurz gesprochen. Dieser habe berichtet, von den Geiselnehmern "ordentlich und höflich" behandelt worden zu sein. In den nächsten Stunden wollten die beiden in einem Hotel einmal ausschlafen, sagte Harz.

Im Bemühen um eine Freilassung der Geiseln waren sowohl der für den Jemen mitakkreditierte österreichische Botschafter im Oman, Andreas Karabaczek, als auch hochrangige Beamte des Außen- und Innenministeriums in Wien nach Sanaa entsandt worden, wo sie seit Donnerstag mit zuständigen jemenitischen Regierungsmitgliedern und Sicherheitsverantwortlichen in Kontakt standen. Im Wiener Außenamt war ein Krisenstab eingerichtet worden.

Clan-Mitglieder "freipressen"?

Jemenitische Stammesälteste hatten am Freitag eine neue Vermittlungsoffensive zur Freilassung der beiden in der Steiermark lebenden Österreicher gestartet, berichtete die saudiarabische Online-Zeitung "Arab News" am Samstag unter Berufung auf jemenitische Beamte. Die örtlichen Behörden hätten prominente Angehörige der wichtigsten Stämme in Marib, rund 195 Kilometer nordöstlich der jemenitischen Hauptstadt, gebeten, sich für die Freilassung einzusetzen.

Der Provinzgouverneur von Marib, Abdullah al-Nassi, habe die Stammesführer aufgefordert, die Sicherheitskräfte in das Gebiet von Al-Hatik zu begleitet, in dem die Geiseln vermutet wurden, so "Arab News". Die Österreicher wurden laut der Zeitung vom Al-Jaradin-Clan entführt. Ein erster Versuch von Stammesvertretern, mit den Kidnappern in Kontakt zu treten, war am Donnerstag "Arab News" zufolge gescheitert.

Nach Angaben von Stammesvertretern nahm die örtliche Polizei eine Reihe von Personen fest, die sie verdächtigte, mit den Entführern in Kontakt zu stehen. Laut Polizei verlangten die Geiselnehmer die Freilassung dreier Clan-Mitglieder, die vor zwei Monaten aus Syrien kommend auf dem Flughafen von Sanaa verhaftet wurden. Sie sollen an der Seite der Aufständischen im Irak gekämpft haben.

Für Österreich war bei den Bemühungen um eine Freilassung der Entführten von oberster Bedeutung, dass keine Gewalt angewandt wird, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden. "Arab News" zufolge handelte es sich um die dritte Entführung westlicher Ausländer im Jemen in diesem Jahr.

Im Jemen sind in der Vergangenheit wiederholt Touristen von bewaffneten Stammesgruppen entführt worden. Meistens kamen die Verschleppten nach Verhandlungen wieder frei - so auch zwei Schweizer im November.(APA/Ruters/red)