Dubai/Berlin - Die im Irak entführte und vor einer Woche freigelassene Deutsche Susanne Osthoff ist eigenen Worten zufolge von ihren Entführern gut behandelt worden, weil sie Moslemin ist. "Sie sagten 'Frau Susanne, wir wissen, dass sie eine Freundin des Iraks sind'", sagte Osthoff am Montag dem arabischen Fernsehsender Al Jazeera. Es war das erste Interview der 43-Jährigen seit ihrer Freilassung.

"Wir teilen ihnen mit, dass sie aus politischen Gründen entführt wurden und wir werden ihnen später sagen, was passieren wird. Also haben sie keine Angst, wir tun keinen Frauen oder Kindern etwas und sie sind Moslemin", zitierte Osthoff ihre Entführer. Dies habe sie beruhigt. "Ich war sehr glücklich, weil ich nicht in den Händen von Kriminellen war", sagte sie.

"Professionell verhalten"

Die Entführer hätten sich sehr professionell verhalten. Man habe sie an einen Ort nahe der irakischen Grenze gebracht und später zurück nach Bagdad. "Es waren keine schweren Umstände und sie haben mich gut behandelt", sagte Osthoff weiter. "Sie haben verstanden, dass ich die Notlage des irakischen Volkes kenne." Geld hätten die Geiselnehmer nicht gewollt.

Die Fernsehbilder zeigten Osthoff in einem Nadelstreifenjackett und einem lose gebundenen schwarzen Kopftuch. Das Interview wurde zum Teil auf Englisch und teils in arabischer Sprache geführt. Die zum Islam übergetretene Archäologin hat jahrelang im Irak gearbeitet und spricht fließend Arabisch. Nach ihrer Freilassung in der vergangenen Woche hatte sie sich entschieden, nicht sofort nach Deutschland zurückzukehren, sondern sich an einem geheimen Ort mit ihrer Tochter zu treffen.

Deutsche Politiker warnen Osthoff vor Rückkehr in den Irak

Außenpolitische Experten der deutschen Regierungsparteien Union und SPD haben an die Archäologin Susanne Osthoff appelliert, nach ihrer Freilassung aus Geiselhaft nicht wieder in den Irak zurückzukehren. Der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestags, Ruprecht Polenz (CDU), sagte der "Bild"-Zeitung (Dienstag-Ausgabe): "Ich bedauere, dass Frau Osthoff dem dringenden Appell der Bundesregierung, nicht in den Irak zurückzukehren, nicht folgt. Gerade sie müsste das Risiko einer solchen Entscheidung deutlich vor Augen haben." Der SPD-Außenpolitik-Experte Niels Annen nannte eine Entscheidung Osthoffs zur Rückkehr in das Land unvorstellbar. Die Wissenschaftlerin solle die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ernst nehmen. "Denn wenn jemand um deren Berechtigung weiß, dann wird sie das am ehesten sein."

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte am Montagabend in Berlin erklärt: "Nach intensiven Anstrengungen vieler Beteiligter über drei Wochen, die schließlich zu ihrer Freilassung führten, hätte ich wenig Verständnis, wenn Frau Osthoff sich erneut in eine Gefahrensituation begeben würde." Deutschland werde keine Projekte mehr unterstützen, die mit einem Aufenthalt Osthoffs im Irak verbunden wären, hat ein Sprecher Steinmeiers erklärt. Die zum Islam konvertierte Archäologin war im Irak in kulturwissenschaftlichen und humanitären Projekten engagiert. (APA/Reuters)