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FOTO: APA/OLAF KRAAK

Österreich bekommt einen neuen landesweiten Telekom- und TV-Anbieter. Der Kabel-TV-Betreiber UPC, ein Tochterunternehmen des US-Konzerns Liberty Global, das bisher mit Telekabel nur in den österreichischen Ballungsräumen vertreten war, kauft zur Gänze den Internetanbieter Inode. Telekabel will damit sein Geschäft nun auf ganz Österreich ausweiten. Der Kaufpreis beträgt laut UPC knapp 95 Mio. Euro. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden ist noch ausständig. Der endgültige Abschluss des Deals (Closing) wird für Februar erwartet.

Inode-Betrieb soll aufrechterhalten werden

Bereits seit Freitag hatten Medien von dem Deal berichtet. Laut Informationen der APA sollen die Verträge bereits am Freitag unterzeichnet worden sein. Am Montagvormittag haben UPC und die bisherigen Inode-Eigentümer die Transaktion endgültig bestätigt. Der Inode-Betrieb soll demnach aufrechterhalten werden.

"Ergänzung"

"Dieses Business ist eine hervorragende Ergänzung zu unserem Kabelsystem, da es uns erlaubt, unsere Triple Play Services (Telefon, Internet, TV, Anm.) auch national anzubieten", erklärte UPC-Austria-Chef Thomas Hintze in einer Aussendung. "Mit dieser Transaktion vergrößern wir unseren 'Footprint' (Sendebereich, Anm.) in Österreich", so auch Liberty Global-Chef Mike Fries. Auch bei Inode zeigte man sich zufrieden. "Mit dem Verkauf an UPC Telekabel ist ein langfristiger Bestand des Unternehmens gesichert", erklärte Herbert Herdlicka, Vorstand des bisherigen Miteigentümers Global Equity Partners (GEP).

Telekabel rückt wieder näher an Tele2UTA heran

Mit der Übernahme setzt sich die Konsolidierung am heimischen Telekom-Markt weiter fort. Erst 2004 hatten die nach der Telekom Austria bisher führenden alternativen Telekom-Betreiber UTA und Tele2 fusioniert. Mit dem Kauf von Inode rückt UPC Telekabel, seither abgeschlagen zweitgrößter alternativer Telekom-Betreiber in Österreich, wieder näher an Tele2UTA heran.

700.000 Kunden

UPC Telekabel versorgt knapp 600.000 österreichische Kunden mit TV, Internet und Telefon, Inode hat derzeit etwa 100.000 Kunden im Bereich Internet und Telefon und wollte nach Tests im heurigen Jahr 2006 mit TV via Internet starten. Nach eigenen Angaben ist Inode mit 57 Prozent Marktanteil in Österreich Marktführer bei entbündeltem Breitband-Internet, also beim Direktanschluss von Kunden über frühere Telekom-Austria-Leitungen.

Mit knapp 300 Mitarbeitern wird Inode im laufenden Geschäftsjahr 2005 voraussichtlich rund 56 Mio. Euro Umsatz machen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll heuer von 1,5 auf 6 Mio. Euro steigen. Laut UPC entspricht der bezahlte Kaufpreis etwa dem 6,6-fachen des für das Jahr 2006 geschätzten operativen Cash-Flows vor Synergien.

Inode-Gründer Michael Gredenberg

Die Inode-"Erfinder", Michael Gredenberg (30) und Peter Augustin (30), die das Unternehmen gemeinsam 1996 gegründet haben, werden damit zu Millionären. Laut Firmenbuch halten Gredenberg und Augustin noch 42,5 Prozent des Unternehmens und verdienen somit durch den Verkauf zusammen rund 40 Mio. Euro. Gredenbergs Vorstandskollegen Nikolaus Offner und Robert Rotman werden ebenfalls zu Millionären. Sie haben ihre Anteile von 4,36 bzw. 6,36 Prozent vor wenigen Wochen in Privatstiftungen deponiert. Zumindest für eine Übergangszeit wird das Management vorerst trotzdem weiter zur Verfügung stehen.

Einsatz

Freuen können sich auch die GEP und und die Wachstumsfinanzierer Gamma und iLab, die Inode im Dezember 2004 zusammen mit rund 9 Mio. Euro Eigenkapital unter die Arme gegriffen haben und zuletzt knapp 43 Prozent am Unternehmen hielten. Das eingesetzte Kapital haben die Investoren mit dem nunmehrigen Verkaufserlös von exakt 93,9 Mio. Euro (nach GEP-Angaben) binnen eines Jahres mehr als verdreifacht. Der Deal sei damit die größte Venture-Capital-Transaktion in Österreich 2005. Der Return on Investment (ROI) liege bei 340 Prozent, so GEP-Vorstand Herdlicka.

Seit Monaten vorbereitet

Inode hatte sich bereits seit Monaten auf einen Verkauf vorbereitet. Ursprünglich sollte das Unternehmen an die Börse gebracht werden. Dabei hätte womöglich noch mehr herausgeschaut. Allerdings wäre ein Börsegang wohl erst in einem Jahr möglich und die Unsicherheit dabei größer gewesen, hieß es aus der GEP. (APA)