Wien/Tambura – "Jeder soll seine Geschichte vom Krieg erzählen", sagt Eduard Hiiboro Kussala. Er kommt aus dem Südwesten des Sudan, nahe der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik und dem Kongo. Der Priester versucht in seiner Diözese Tambura- Yambio den zerbrechlichen Frieden durch Konfliktprävention in den Dorfgemeinschaften zu festigen.

Der Bürgerkrieg, der nach zehnjähriger Unterbrechung 1983 wieder aufflackerte, wurde durch die Vormachtstellung des arabisch-muslimischen Nordens über den afrikanischen, christlich-animistischen Süden ausgelöst. Im Jänner 2005 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Regierung im Khartum und der südsudanesischen Rebellengruppe SPLA unterzeichnet. Das Abkommen sieht eine sechsjährige Übergangsphase vor, in der die Scharia im Süden außer Kraft gesetzt wird.

"Die größte Herausforderung ist die Rückkehr der Flüchtlinge", erzählt Kussala dem STANDARD. 50.000 Menschen kommen nun aus den Flüchtlingslagern im Kongo, 20.000 aus Uganda, 4000 aus Zentralafrika zurück. Kussala findet das prinzipiell erfreulich, denn: "Solange sie in den Lagern leben, glauben sie, es ist Krieg. Nach Hause zu kommen, ist ein Zeichen für Frieden." Die erst im Aufbau befindliche Administration im Südsudan ist allerdings frühestens nächstes Jahr in der Lage die Repatriierung zu organisieren. In den vergangenen Monaten kam es verstärkt zu Konflikten zwischen jenen, die zu Hause geblieben sind und sich in den Häusern oder auf dem Besitz der Geflohenen niedergelassen haben und den Rückkehrern.

Zudem sei die Zusammenarbeit der Vertreter aus dem Süden und Norden in der Regierung in Khartum alles andere als gefestigt. "Die Leute, die den Krieg verursacht haben, sitzen noch immer in der Regierung. Der Konflikt ist noch da, wir haben nur einen Waffenstillstand." Die Ministerposten für Energie und Finanzen hätten eigentlich Südsudanesen besetzen sollen – der Norden hat dies bislang verweigert. Es fehle an einer Überprüfung der Umsetzung des Friedensabkommens durch die internationale Gemeinschaft, sagt Kussala. "Die tendiert dazu, Symptome zu reparieren. Wir brauchen aber weiter Unterstützung." (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 29.12.2005)