Der ehemalige SPD-Vorsitzende, saarländische Ministerpräsident und deutsche Finanzminister Oskar Lafontaine ist nicht in den Aufsichtsrat der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH gewählt worden. Wie die Zeitung am Mittwochabend im Anschluss an die Sitzung des Aufsichtrats mitteilte, scheiterte Lafontaine an den Stimmen der Georg von Holtzbrinck-Gruppe als dem größten Anteilseigner. Lafontaine war von der SPD-nahen "Demokratischen Gesellschaft Saar e.V." nominiert worden. Verleger Dieter von Holtzbrinck erklärte nach Angaben der Zeitung, Lafontaine passe durch seine Attacken gegen die Pressefreiheit in der Vergangenheit nicht zu einem Medienunternehmen, das eben diese Pressefreiheit und die journalistische Unabhängigkeit stets hochgehalten habe. "Sachkundiger Berater" Das Verhältnis zwischen der Zeitung und Lafontaine war häufig von Konflikten geprägt. So prozessiert die Saarbrücker Zeitung gegen eine Verschärfung des Saarländischen Pressegesetzes, die inzwischen vom Landtag wieder zurück genommen wurde. Noch am Montag hatte der SPD-Fraktionsvorsitzende Heiko Maas Lafontaines Nominierung damit begründet, dieser habe "diese Zeitung über Jahrzehnte konsumiert" und werde "ein sachkundiger Berater im Aufsichtsrat sein". Die Saarbrücker Zeitung ist die einzige Tageszeitung an der Saar. Bei ihrer Reprivatisierung im Jahre 1970 wurden 26 Prozent der Anteile einer Fördergesellschaft übertragen, an der jeweils eine der SPD-, CDU- und FDP-nahen Stiftung beteiligt sind. Der Landtag und ihre Landesregierung sah die Aufgabe der Fördergesellschaft darin, Kultur, Wissenschaft und Bildung zu fördern und in konfessioneller und politischer Neutralität die Interessen des Saarlandes innerhalb der Zeitung zu vertreten. Die in Stuttgart ansässige Georg von Holtzbrinck-Gruppe erhielt 49 Prozent der Anteile, konnte diese aber inzwischen auf 52,33 Prozent aufstocken. Die Belegschaft hält 15 Prozent und die Landesbank Girozentrale sowie die Saarbrücker Zeitung selbst jeweils 3,33 Prozent. (APA)