Mailand - Die Staatsanwaltschaft von Parma fordert ein
Verfahren gegen den Gründer des italienischen Nahrungsmittelkonzerns
Parmalat, Calisto Tanzi. Dem Ex-Präsidenten des Lebensmittelgiganten
von Parma wird betrügerischer Bankrott vorgeworfen. Gegen weitere 62
Personen, die in die Pleite des Konzerns verwickelt sind, wollen die
Staatsanwälte von Parma ein Verfahren beantragen, berichteten
italienische Medien am Donnerstag.
Auch in Mailand muss sich Tanzi wegen betrügerischem Konkurs und
Bilanzfälschung vor Gericht verantworten. In der lombardischen
Metropole läuft der Prozess gegen den "Ex-Milchkönig" seit September.
Tanzi hatte wegen der Pleite des Milchproduzenten 2004 drei Monate in
Untersuchungshaft und zwei Monate unter Hausarrest verbracht.
Der Umkreis
Mit Tanzi sind auch 18 führende Manager des italienischen Zweigs
der Bank of America und des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte
& Touche sowie eine Nichte des Großunternehmers in Mailand angeklagt.
Rund 135.000 geprellte Parmalat-Investoren hatten wegen des
Finanzskandals Schäden in Millionenhöhe erlitten.
Tanzis Rechtsanwälte wollen vor allem Parmalats Gläubigerbanken
belasten. Die Verteidiger wollen beweisen, dass die Geldhäuser
Parmalat-Anleihen emittiert hatten, obwohl sie über die finanzielle
Schieflage des italienischen Lebensmittelgiganten bestens informiert
waren. Die Institute hatten teilweise bis kurz vor dem Kollaps für
Parmalat milliardenschwere Anleihetransaktionen getätigt. Sie hätten
die Unregelmäßigkeiten früher bemerken müssen, argumentiert auch
Parmalats Geschäftsführer Enrico Bondi, der Klagen gegen die Banken
eingereicht hat. (APA)