Vor einigen Jahren, als Frauenministerin, rief Barbara Prammer einen hoch dotierten Frauenkunstpreis ins Leben. Er wurde nur einmal verliehen: Dann kam die Wende. Aber auch die Sozialdemokraten, die seit den frühen 70er- Jahren für die Freiheit der Kunst eingetreten waren und die kunstfeindlichen Plakate der Freiheitlichen als Hetze empfunden hatten, vollzogen sie: Die Kunst verlor an Stellenwert.

Das hatte sich zwar schon unter Kanzler Viktor Klima abgezeichnet: Auf Kunstminister Rudolf Scholten, der die Kunst - auch die unangenehme - gegen alle Anwürfe verteidigt hatte, folgte bloß ein Kunststaatssekretär. Und Peter Wittmanns Bestellung machte es deutlich: Im Personalreservoir der Sozialdemokraten gibt es kaum noch jemanden, der eine Affinität zur Kunst hat. In der Steiermark ist daher für die Kultur seit dem Herbst ein Landesrat zuständig, der die Oper hasst - und als eine der ersten Amtshandlungen dem Klassikfestival styriarte das Sonderbudget für eine Harnoncourt-Produktion strich.

Mit der Wende aber wurde die SPÖ auch kunstfeindlich: Auf der verzweifelten Suche nach Wählerschichten fordert sie Zensur. Und sie übt diese, wenn möglich, auch aus: Heinz Schaden, Bürgermeister von Salzburg, ließ eine Skulptur der mittlerweile international gefragten Künstlergruppe Gelatin "einhausen": Niemand dürfe den sich in den Mund pinkelnden Mann sehen.

Nun, da die Kronen Zeitung mit doppelbödiger Moral gegen zwei, drei Sujets im Rahmen der Aktion euroPART von 25peaces zu Felde zieht, fordert gerade Barbara Prammer, die ihrer Meinung nach skandalösen Plakate "auf der Stelle abnehmen zu lassen". Das weltoffene Image, das Sonnenkönig Bruno Kreisky, Kulturstadträtin Ursula Pasterk und Scholten mit Herz und Engagement aufgebaut hatten: Es ist endgültig zerstört. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.12.2005)