Mailand - Der italienische Bankenskandal hat neuerlich Opfer gefordert. Zu Wochenmitte traten der Präsident des genossenschaftlich organisierten Versicherers Unipol, Giovanni Consorte und sein Vize, Ivano Sacchetti, zurück. Die Staatsanwaltschaften in Mailand und Rom ermitteln gegen die beiden Topmanager wegen möglicher Finanzvergehen im Zusammenhang mit einem Übernahmeangebot für die Banca Nazionale del Lavoro (BNL) sowie mit der Kaufofferte für Banca Antonveneta.

In diesem Zusammenhang wird auch gegen die Deutsche Bank ermittelt. Sie hatte sowohl Unipol wie auch Banca Popolare Italiana bei ihren Übernahmeangeboten finanziell unterstützt und steht nun im Verdacht, geheime Absprachen mit dem Bieter getroffen zu haben.

Der Übernahmekampf um die beiden mittelgroßen italienischen Banken hat auch Zentralbankchef Antonio Fazio sein Amt gekostet. Fazio trat kurz vor Weihnachten zurück. Auch gegen ihn wird ermittelt. Fazio steht unter anderem im Verdacht, beim Bankengefecht Partei für die inländischen Bieter, Unipol und Banca Popolare, ergriffen und geheime Mitteilungen weitergegeben zu haben. Der Ex-Chef der Banca Popolare Italiana, Gianpiero Fiorani, sitzt bereits hinter Schloss und Riegel. Ihm wird im Übernahmekampf um Banca Antonveneta nicht nur Kursmanipulation und falsche Unternehmensmitteilungen vorgeworfen. Er soll auch Kundengelder veruntreut haben.

Der Skandal hat den italienischen Bankenmarkt für ausländische Bieter geöffnet. Die niederländische ABN Amro wird 2006 als erste ausländische Bank eine größere italienische Bank, Banca Antonveneta aus Padua, übernehmen. Laut Mailänder Finanzkreisen steigen auch die Chancen für die spanische BBVA, doch noch die Kontrolle über BNL zu erhalten. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.12.2005)