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Die beiden Klondoktoren und ihr liebes (angebliches) Klonvieh: der Betrüger Hwang Woo Suk, Snuppy und Gerald Schatten (v.l.)

Foto: AP/Ahn Young-joon
Seoul/Wien - Der Skandal ist komplett. Der zuvor als Superstar der Klonforscher gefeierte Südkoreaner Hwang Woo Suk hat seine im Mai in Science publizierte und als "bahnbrechend" eingestufte Studie laut Untersuchungsausschuss der Nationaluniversität Seoul total gefälscht: Nicht eine einzige für Patienten maßgeschneiderte Stammzelle habe er geklont, teilte Donnerstag Roh Jung Hye, für Forschung zuständige Dekanin der Uni, mit. Der betrügende Forscher ist inzwischen untergetaucht.

Die Arbeit des 53-Jährigen hatte für weltweites Aufsehen gesorgt: Erstmals sei es gelungen, durch therapeutisches Klonen auf das Gewebe von Kranken abgestimmte Stammzellen herzustellen. Dabei wird der die DNA enthaltende Kern einer Zelle des Patienten in eine gespendete und entkernte Eizelle eingesetzt - entwickelt sich diese zu einem Embryo, wird selbiger zerlegt und die embryonalen Stammzellen daraus gewonnen. Elf solcher maßgeschneiderter Stammzelllinien habe er hergestellt, hatte Hwang damals gelogen: Ersatzmaterial für Kranke, das nicht abgestoßen werde und das Potenzial habe, sich zu Herzmuskel, Hirnmasse, Rückenmark und, und, und zu entwickeln. Ein sensationeller Durchbruch, wenn's denn wahr gewesen wäre.

Im November wurde bekannt, dass Hwang die gespendeten Eizellen seinen Mitarbeiterinnen abgerungen hatte, in anderen Fällen Spenderinnen dafür bezahlt hatte - was weltweit als unethisch gilt, in einigen Staaten ein Gerichtsverfahren nach sich ziehen kann. Weiters bezichtigen ihn Mitarbeiter des Betrugs.

Stammzelllinien untersucht

Beim Vergleich der publizierten Fotos der angeblich elf unterschiedlichen Stammzelllinien zeigte sich dann, dass neun dieselbe DNA haben. Dass auch die restlichen zwei Linien Fälschungen sind, bestätigte nun der Untersuchungsausschuss: Hwang habe überhaupt nicht geklont. Die Stammzellen stammten alle von befruchteten Eizellen. Und ein geschickter Fälscher dürfte Hwang auch nicht gewesen sein, was den Verdacht erhärtet, dass keiner seiner Kollegen und kein Gutachter von Science genauer hinschauen wollte: Es sieht so aus, als habe Hwang dieselben Zellkulturen einfach zweimal getestet und die dann doppelt vorliegenden identen Daten als Klonbeweis angeführt.

US-Klonforscher Schatten

Dass diese plumpe Fälschung vor Publikation keinem aufgefallen sein will, diskreditiert besonders den US-Klonforscher Gerald Schatten (Uni Pittsburgh), der zwei Jahre lang eng mit Hwang zusammen gearbeitet hat. Schatten gilt als ehrgeizig und eitel. Nicht nur bei dieser Betrugsstudie, sondern auch bei anderen Arbeiten Hwangs - die ebenfalls wegen Fälschungsverdachts geprüft werden - ließ sich Schatten auf einen Ehrenplatz in die Autorenliste schreiben. So auch im Nature-Paper über Hwangs angeblich ersten Klonhund "Snuppy".

Schatten ließ sich bis November als "Berater" Hwangs feiern. Er habe zum vermeintlichen Durchbruch beigetragen, indem er die Patientenstammzelldaten "analysierte" und "deutete" - heute will er mit dem Südkoreaner nichts mehr zu tun haben. Ob Schatten an der gefälschten Arbeit gar nicht beteiligt war und sich nur eitel ins Rampenlicht stellte oder ob und wie er in den Skandal verwickelt ist, will er beizeiten bekunden. (Andreas Feiertag, DER STANDARD, Print, 30.12.2005)