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Zum Jahreswechsel wird das Zentrum Wiens wieder einmal dem Feiern hingegeben. 570.000 nicht hiesige Gäste werden erwartet. Die bringen auch eine Menge Geld in die Stadt - und das wirkt sich dem entsprechend im Programm aus: Viel Geld, viel Musi.

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Wien - Der Silvester übernimmt die Wiener Innenstadt, schickt Scharen von Arbeitern und Touristen als Vorhut voraus, das Terrain zu sichern. Was jetzt anhebt, macht den Advent zumindest im Nachhinein noch zur Stillen Zeit.

Im Rathauspark werden die Herzerln von den Bäumen genommen, die Märchenhütten abgebaut und die letzten Standeln des Christkindlmarktes mit Punsch und sonstigen silvestrigen Feierutensilien aufmunitioniert.

Die Freyung, bis vor wenigen Tagen noch altwienerisch adventlich besetzt, wird kampflos dem Sirtaki, der Gypsy King Band und "dem Balaton Combo" überlassen - für die Spätfolgen kann man sich dann erst ab Montag wieder bei der Apotheke "Zu unserer lieben Frau bei den Schotten" verarzten. Am Hof, dem Hauptsitz der Feuerwehr, wird zum Jahreswechsel die Ö3-Bühne anfeuern, bis dann als Höhepunkt mit einer "Mitternachts Pyroshow" so richtig eingeheizt wird.

Kein würdiges Orgeln

Mag am Hohen Markt den Rest des Jahres über jeden Mittag die Anker Uhr zum Umgang historischer Gestalten würdig vor sich hin orgeln - zu Silvester wird dort bis Mitternacht die Zeit nur bis zur Rock 'n' Roll-Ära zurück gedreht. Und das Programm gestalten die "fünf ORF Boys" der "legendären Radio Wien Band", wie sie im Programm angepriesen wird.

So geht es weiter am Pfad des Wiener Silvesters. Und wie immer die Stimmung sonst am Lugeck ist; am 31. Dezember ist dort der Blues daheim. Mit Dana Gillespie, Rounder Girls und Mojo Blues Band. Am Graben sind links und rechts der Pestsäule "Action und Fun" angesagt, beim "Silvester Dance Floor von ATVplus".

Am Neuen Markt dann, wo Donners Figuren in verwittertem Grün den Brunnen zieren, gibt's eine Nacht lang nichts als "Party und Evergreens". Ein paar Stunden lang die "Gang Guys", "Los Gitanos" bis zur "Show Mania" - im neuen Jahr ist auf diesem Platz dann wieder "Providentia", die "glückverheißende Vorsehung" im Mittelpunkt.

Und was erklingt dann in der Kärntner Straße, wenn im neuen Jahr der "DJ-Sound" mit "Electronic Music" und "Latin Rhythmen" wieder verklungen sind? Ein dezentes "El Condor Pasa", von diversen Poncho-Truppen dargebracht.

Das Geld der Gäste

Was hingegen bleibt vom Stadtsilvester ist jede Menge Geld: Mit einem Gesamtumsatz von 35 Millionen Euro rechnet die Wiener Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank. Das sollen 40.000 Nächtigungsgäste und weitere 530.000 Tagesgäste - die man in diesem Fall eigentlich auch nur Nachtgäste nennen kann - in die Stadt bringen. Ums zahlungskräftige Publikum muss man sich also keine Sorgen machen, was den Silvesterpfad betrifft, also muss ihnen auch etwas ordentliches geboten werden. Viel Geld, viel Musi.

Eine weitere wirtschaftskämmerliche Prognose zum anstehenden Jahreswechsel: Die Wiener werden sich mit circa 3,7 Millionen Flaschen Sekt, Schaumwein und Prosecco eindecken - und dafür 14,7 Millionen Euro ausgeben.

Na Prosit. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 30. Dezember 2005)