Was den Österreichern ihr vierblättriges Kleeblatt, ist den Asiaten der Glücksbambus: Speziell zum Neujahrsfest, das in China zwischen 21. 1. und 19. 2. (2006 am 29. 1.) gefeiert wird, kommt der Bambus zum Einsatz. So werden beim Neujahrsputz mit Bambuszweigen die bösen Geister aus dem Haus gefegt, und weil Bambus als Sinnbild der Jugend, aber auch als Symbol für Gesundheit und Reichtum steht, gilt "Lucky Bamboo" als einer der ältesten Glücksbringer der Menschheit.

Obwohl die Heimat der Bambusgräser in den tropischen Regionen Ostasiens liegt, gibt es durchaus auch winterharte Arten. Zwar erreichen sie hier nicht dieselben enormen Höhen von bis zu 30 Metern und "Halm"-Durchmesser von 30 Zentimetern, aber dass ihnen auch Temperaturen von minus 15 Grad Celsius und weniger nichts anhaben können, beweist das Vorzeigeexemplar eines Phyllostachys viridi-glaucescens (für den es keinen deutschen Namen gibt) im Botanischen Garten der Universität Wien.

Schon in den Bestandslisten von 1893 findet sich ein Vermerk dieser Art an derselben Stelle, an der heute noch ein Bambushain steht. Und zwar der größte Mitteleuropas: 230 m² nimmt die Pflanze ein, und nur Betonringe im Boden verhindern die ungezügelte Ausbreitung ihrer Rhizome.

Abgesehen von Phyllostachys viridi-glaucescens werden im Wiener Botanischen Garten noch acht weitere Bambusarten kultiviert, sieben davon im Freiland. Auch sie bewältigen selbst Rekordwinter ohne jeglichen Kälteschutz, allerdings zeigen sie teilweise Blattschädigungen.

"Unsere Bambussammlung soll Besuchern wie Studenten den Verwandtschaftskreis Bambus als Teil der Familie der Süßgräser näher bringen und einige markante Wuchstypen zeigen", erklärt Gartenleiter Frank Schumacher.

Seit Oktober sind die Pflanzen noch ein gutes Stück näher "gerückt": Durch die Eröffnung zweier "schwebender" Gitterrost-Stege können Inte^res^sierte nun ins Innere des Bambusdickichts eintauchen. Schumacher: "In der Vergangenheit wurden immer wieder große Teile des Jahresneutriebes zerstört, weil Besucher beim Durchwandern des Hains aus Unkenntnis junge Triebe zertraten. Die neuen Bambusstege, die in Kooperation mit der Klasse für Landschaftsdesign der Uni für angewandte Kunst entstanden, schützen nun einerseits den Bambus und befriedigen andererseits die erfreuliche Neugier unserer Besucher." (mth, DER STANDARD, Printausgabe vom 31.1.2005/1.1.2006)