Buchcover: Knesebeck Verlag

Unter dem schlichten Titel Lucian Freud 1996-2005 präsentiert der Knesebeck Verlag (Vorwort: Sebastian Smee, € 70,–) das Schaffen des in Berlin geborenen und in England lebenden Malers, der als einer der wichtigsten Vertreter der figurativen Malerei gilt. Die Werke aus den vergangenen zehn Jahren bestehen aus Ölbildern und Radierungen, es sind in der Mehrheit eindrückliche Aktbilder von Mitgliedern der Familie und Bekannten sowie einige wenige Tierbilder und Gartenansichten. Freud malt seine Akte am liebsten im Zustand der Ausgesetztheit, wenn sie auf Matratzen, weißen Leintüchern schlafen, dösen und alle behübschenden Posen vergessen.

Die Präsenz der ungeschönten Körperlichkeit ist bedrängend, auch wenn der Maler seinen Modellen ihre Würde lässt. Mitunter hat man das Gefühl, dass er den wuchtigen, 2. Spalte mit breiten Pinselstrichen geformten Leibern, die so gar nichts mit der genormten Ästhetik der Warenwelt zu tun haben, die eleganten Linien seiner Hunde gegenüberstellt. Die Tiere sind oft mit den Modellen zusammen abgebildet, und es ist unübersehbar, mit welcher Sensibilität und Liebe der Maler ihnen begegnet. In den Titeln wird auch auf die Anreger aus der Geschichte der Malerei verwiesen:

Chardin, Cézanne, Constable. "Eine winzige Dosis Gift" sei in seinen Werken ebenfalls enthalten, wird der Maler zitiert. Man darf also raten, wie viel davon in dem bekannten und doch ziemlich heftigen Porträt der Queen enthalten ist. (i.s., DER STANDARD, ALBUM, Printausgabe vom 31.12.2005/1.1.2006)