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Foto: AP/Meissner
München – Wissenschafter in München und Berlin wollen nach der Silvesternacht den weltweit ersten Test zur Behandlung von Knalltrauma durchführen. Wer durch das Böllern ein starkes Knalltrauma erleide, könne sich bis zu 24 Stunden nach dem Jahreswechsel an der klinischen Studie der Hals-Nasen-Ohrenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität beteiligen und mit dem neuen Wirkstoff AM-111 behandeln lassen, teilten die Mediziner der Hochschule mit.

Das Team stehe von Mitternacht an bereit. Einen entsprechenden Test werde es auch an der Universitätsklinik Charité in Berlin geben. Wichtig sei die rasche Behandlung.

Tinnitus-Opfer

Schätzungen der Experten zufolge erleiden jährlich rund 200 Münchnerinnen und Münchner durch die im wahren Sinne ohrenbetäubende Knallerei zu Silvester einen akuten Hörverlust. Bundesweit seien alljährlich rund 8000 Menschen betroffen. Sie könnten Geräusche nur noch gedämpft wahrnehmen und litten häufig unter Ohrensausen, medizinisch Tinnitus genannt.

Im günstigsten Fall erhole sich das Gehör in den Tagen und Wochen danach von selbst, im ungünstigsten Fall löse der Knall eine Zerstörung der feinen Sinneszellen im Innenohr aus. Die Folge sei ein bleibender Hörverlust. Wie die Mediziner erklärten, haben Versuche gezeigt, dass der neue Wirkstoff AM-111 bei rascher Anwendung innerhalb von 24 Stunden die Sinneszellen im Innenohr vor dem Absterben schützen könne.

EU-gefördert

Die zu Neujahr angebotenen Tests sind Teil einer Förderaktion der Europäischen Union. Damit soll die Pharmaindustrie zur Herstellung von Heilmittelmitteln anregt werden, die für seltene Krankheiten bestimmt und deshalb wenig rentabel sind.

Angestrebt wird eine möglichst einfache und kostengünstige Behandlung mit AM- 111, zumal sich die Fälle von Hörschäden mehren; nicht zuletzt ausgelöst durch zu hohen Geräuschpegel in Diskotheken. (dpa, kps, DER STANDARD Printausgabe, 31.12.2005/01.01.2006)