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Auch wenn gefeiert wird auf Silvester, komm raus: Katzen sollten besser keinen heben. Ein Kater wäre nach einem Besäufnis nämlich nicht einfach nur verkatert, sondern möglicherweise mausetot - Gleiches gilt natürlich für weibliche Zimmertiger und auch für des Menschen besten Freund, den Hund. Generell gilt: Fleischfresser sollten die Finger von Hochprozentigem lassen, ihr Organismus ist für die Verarbeitung von Alkohol nicht eingerichtet - entsprechend hoch ist bei ihnen die Giftwirkung alkoholischer Getränke.

Bei Pflanzenfressern sieht die Lage anders aus: Weil sie unter Umständen über ihre natürliche Nahrung mit Alkohol konfrontiert werden können, haben sie spezielle Stoffwechselstrategien entwickelt, um das Gift abzubauen.

Vögel sind dabei besonders effizient: Untersuchungen des Frankfurter Ornithologen und Physiologen Roland Prinzinger ergaben, dass ein Star mit dem Körpergewicht eines Menschen jede Minute ein Achterl Wein kippen könnte und dennoch nicht betrunken wäre - so effektiv arbeitet die Vogelleber. Allerdings nur bei Frucht- und Beerenfressern, die in freier Wildbahn oft auch vergorene Früchte futtern. Körnerfresser oder gar Greifvögel sind weit weniger trinkfest.

Torkelnde Elefanten

Auch andere Tiere lieben Vergorenes: Von Elefanten ist bekannt, dass sie nach dem Genuss überreifer Früchte des Marula-Baumes torkelnd und randalierend über die Steppe ziehen. Haben die Dickhäuter einen sitzen? Nein, sagen neueste Forschungsergebnisse: Um von den vergorenen Früchtchen, die rund drei Prozent Alkohol enthalten, einen Rausch zu bekommen, müssten die Elefanten zumindest das 400fache jener Menge fressen, die überhaupt in ihren Magen passt. Die umherwankenden Elefanten sind also nicht betrunken, sondern vergiftet: Sie fressen nicht nur die Marula-Früchte, sondern auch die Rinde der Bäume, und darin sitzen Käferpuppen, deren Gift von den Eingeborenen zum Herstellen von giftigen Pfeilspitzen verwendet wird.

Auch über den Durst von Ratten weiß die Wissenschaft Neues zu berichten: Versuchen an der New Yorker Binghamton Universität zufolge saufen junge Ratten mit Begeisterung, während ältere Tiere sich Alkohol gegenüber zurückhaltend bis ablehnend verhalten. Die jungen Schluckspechte süffeln dreimal mehr Bölkstoff als ältere Ratten, denen man die "scharfen Sachen" mit viel Zucker überhaupt erst schmackhaft machen musste. Die nähere Erforschung des Phänomens soll im Kampf gegen menschlichen Jugendalkoholismus Erfolge ermöglichen.

Auch Fruchtfliegen sollen das Wissen über menschlichen Alkoholismus bereichern. An der Uni Würzburg wurde ein Gen entdeckt, das die Brummer trinkfest macht: Fliegen mit diesem Gen sind gegenüber Alkohol, aber auch gegenüber anderen Umweltstressoren unempfindlicher. Der Ausdruck "viel vertragen können" gilt offensichtlich auch für Fliegen.

Andererseits dürfte das Gen - es erhielt passenderweise den Namen "Hangover", zu Deutsch "Kater" - auch dafür verantwortlich sein, dass die damit ausgestatteten Fliegen immer mehr süffelten. Wir Menschen sollten uns also vielleicht doch besser an Katzen halten und jeden Kater vermeiden. (Andrea Dee/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 12. 2005)