Etappen und Streckenführung (Grafik zum Vergrößern anklicken!) |
Vatikan - Noch vor einer Woche hatte Pantani einen Start beim Giro kategorisch ausgeschlossen. Wegen seiner zuletzt
ausgezeichneten Trainingsleistungen hat sich der Bergspezialist aber doch zu einem Start entschlossen. "In den letzten
Tagen lief es gut", bestätigte auch Pantani. Seit vergangenen Juni war er lediglich Mitte Februar zwei Etappen der "Vuelta
Valenciana" gefahren, dies aber ohne Erfolg. Das Training hatte er nach eigener Aussage immer wieder wegen
Stresszuständen ausgesetzt.
"Es wird schwierig. Aber würde ich nicht starten, wäre ich vielleicht nie wieder ein Radrennen gefahren. Meine Teilnahme ist
vor allem psychologisch wichtig. Es ist aber auch ein großer Schritt, weil mir die nötige Kondition fehlt", meinte Pantani. Der
Superstar wird verdächtigt, jahrelang mit dem künstlichen Ausdauer-Hormon Epo gedopt zu haben. Mehrere
Staatsanwaltschaften ermitteln gegen den Profi, der jegliches Doping bestreitet. Die Indizienlast ist aber erdrückend. In
Forli steht Pantani deshalb wegen Sportbetrugs vor Gericht.
Die Audienz des Papstes wurde nicht nur für zehn, sondern für alle Giro-Starter gegeben. Der heilige Vater betonte die
Wertschätzung, das Interesse und die Bewunderung, die man in Italien den Radprofis beim Giro entgegenbringe. Er nannte
den Radsport einen Ausdruck von sportlichem Wettkampf und gleichzeitig menschlicher Solidarität. Anschließend segnete
er die Fahrer sowie die rund 300 übrigen Gäste, darunter zahlreiche frühere Giro-Sieger wie Eddie Merckx und
Olympioniken wie Alberto Tomba.
Der 30-jährige Pantani neben Sprintstar Mario Cipollini in der ersten Reihe. Eine Position, die Experten dem Sieger von
1998 beim heurigen Giro auf Grund seines großen Trainingsrückstands nicht zutrauen. Vielmehr sehen sie in Pantanis
Giro-Teilnahme ein Training für die Tour de France, die Pantani als Saisonziel ausgegeben hatte.
Armada azurra
Nach dem Dreifach-Erfolg im Vorjahr - Ivan Gotti siegte nach
Disqualifikation von Marco Pantani vor Paolo Savoldelli und Gilberto Simoni - wollen die Fans der Azzurri auch bei der am
Samstag in Rom beginnenden Millenniums-Auflage einen heimischen Sieger sehen. Die Chancen, dass nach 21 Etappen
und rund 3.700 Kilometern am 4. Juni in Mailand einer der Ihren triumphiert, stehen gut. Nach starken Leistungen in den
vergangenen Wochen gelten Francesco Casagrande, Savoldelli, Gotti sowie Stefano Garzelli und Leonardo Piepoli als größte Sieganwärter. Erster Herausforderer ist der Russe Pawel Tonkow.
Unter den 20 Teams scheinen wohl acht nicht-italienische auf, doch selbst diese haben Italiener in ihren Reihen. So setzt
etwa Banesto (Spanien), die Ex-Mannschaft des zweifachen Giro-Siegers Miguel Indurain, auf Kapitän Piepoli. Dafür ist
Tonkow, der Gewinner von 1996 und Gesamt-Zweite von 1997 und 1998, die Nummer eins der Squadra von Mapei. "In den
Bergen muss mich erst einer abhängen", gab sich der Russe kämpferisch. Nach der Absage von Gerrit Glomser ist kein
Österreicher am Start.
Mario Cipollini wird am Samstag wohl textilreicher antreten... |
Gute Mischung
Bei der 83. Auflage ist die Mischung von der Strecke her ausgewogener als bei der vor Pässen strotzenden Rundfahrt
1999. Es gibt nur zwei Bergankünfte (in Abetone/9. Etappe und Pratonevoso/18.), die Zahl der zu bewältigenden
Höhenmeter ist mit 23.200 um 2.600 geringer als zuletzt. Allerdings haben die Zeitfahr-Spezialisten auf nur 51 Kilometern (6
km-Prolog sowie 45 km Lignano-Bibione/11. Etappe) die Chance, Vorteile herauszuholen. Denn die dritte Prüfung gegen
die Uhr führt am vorletzten Tag über 32 km hinauf nach Sestriere.
Für Casagrande, der die vergangene Auflage wegen einer verlängerten Dopingsperre verpasst hatte, ist der Giro das
große Saisonziel. Der Profi des Vini Caldirola-Teams hat sein Gewicht um sechs auf 59 Kilogramm reduziert und hofft,
dadurch besser über die Berge zu kommen. Seine Rivalen sind vor allem der zweifache Sieger Ivan Gotti (1997/99) vom
Team Polti, der zuletzt eine Formsteigerung erkennen ließ, sowie Savoldelli (Saeco), der bei seinem Sieg in der Tour de
Romandie mit Stärke im Zeitfahren und am Berg imponierte. Doch auch den Vorjahrs-Dritten Simoni (Lampre) darf man
nicht außer Acht lassen.
Auf den ersten acht Etappen werden vorwiegend die Sprinter (Mario Cipollini!) ihre Künste zeigen können. Am neunten Tag
kommen in Abetone die Bergfahrer zum Zug, so richtig schwierig wird es aber in der letzten Woche, wenn am letzten
Mai-Wochenende die zwei Dolomiten-Etappen gefahren werden. Anschließend folgen noch die Bergankunft in
Pratonevoso, die Zwei-Pässe-Fahrt von Saluzzo nach Briancon/FRA (Colle dell'Agnello/Dach des Giro) sowie das
Zeitfahren von Briancon nach Sestriere mit einem elf Kilometer langen Schlussanstieg. (APA/SIZ)