IT-Business
Web-Plattform von ORF und Zeitungen könnte bis Sommer stehen
Wrabetz: "Wir wollen als Medienhäuser überleben und nicht in Telefongiganten aufgehen"
Bereits im Sommer soll es konkrete Ergebnisse bei der von ORF und verschiedenen Zeitungsverlagen geplanten Internet-Plattform geben. Dies kündigte der Kaufmännische ORF-Direktor Alexander Wrabetz am Donnerstag, dem APA-Online-Tag im ORF-Zentrum, an. "Es gibt intensive Bemühungen bei Content, Werbevermarktung und E-Commerce", so Wrabetz. Zwergerl-Land .at
Grund für die Kooperation sind die "gigantischen Verwerfungen" am globalen Medienmarkt, die letztlich auch Österreich beeinflussen. "Im Vergleich mit den internationalen Riesen sind wir ziemliche Zwergerl. Wir wollen als Medienhäuser überleben und nicht in Telefongiganten aufgehen. Deshalb haben wir uns zur Zusammenarbeit entschlossen", sagte Wrabetz.
Die Schweiz des Medienkrieges
Der ORF und der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) hätten im Vorjahr nach einem "30-jährigen Medienkrieg" einen "Friedensvertrag" unterzeichnet. "Die APA war 'neutrales Gebiet', sozusagen die Schweiz des Medienkrieges. Sie muss jetzt ihre Rolle neu definieren. Die APA soll eine aktive Rolle und Drehscheibenfunktion bei der Online-Kooperation zwischen ORF und Zeitungsverlagen haben", erläuterte der Kaufmännische ORF-Direktor.
Auch APA-Geschäftsführer Wolfgang Vyslozil sprach von einer "dramatisch veränderten Umwelt". Die Inhalte würden durch die freie Zugänglichkeit im Internet zunehmend entwertet. Nachrichtenagenturen leben aber vom Informationsverkauf. Die neue Konstellation sei deshalb eine "besondere Herausforderung", der man mit strategischen Schwerpunktsetzungen
begegnen werde.
Laut Vyslozil wird der Bereich aktuelle Nachrichten (Breaking News) weiter ausgebaut. Derzeit hält der APA-Basisdienst
bei durchschnittlich 580 Meldungen pro Tag. Darüber hinaus wird ab Sommer die Mulitmedia-Schiene forciert.
Web-spezifische Online-Dienste (Text, Bild, Audio, Hard- und Soft News, Kurzdienste) sollen angeboten werden. "Wir
bündeln dazu bestehende Strukturen." Darüber hinaus gibt es neue Web-Lösungen und "Knowledge Datenbanken"
("K-Commerce"), die verschiedene Quellen verknüpfen und themenorientierte Suchabfragen erleichtern. Auch im
Rechte-Handel will man aktiv werden. "Wir sind mitten in der operativen Umsetzung all dieser Punkte", berichtete Vyslozil.
"Internet-Plattform-Österreich"
Für die gemeinsame "Internet-Plattform-Österreich" werde die APA etwa das Rechte-Management übernehmen. Vyslozil:
"Wir treten als Dienstleistungspartner für ORF und Zeitungen auf. Unsere Schwerpunkte sehen wir dabei in Rechte-Handel,
Rechte-Vermarktung und Syndication."
Vyslozil berichtete auch über das aktuelle Geschäftsergebnis der APA-Austria Presse Agentur. Die APA konnte
ihren Umsatz von 321 Millionen Schilling im Jahr 1998 auf 355 Millionen im Jahr 1999 erhöhen - das ist eine Steigerung um zehn
Prozent. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) blieb mit 13 Millionen Schilling gleich. Der Gewinn
betrug 5,7 Millionen (1998: 6,9 Mill.), der Cash Flow 48 Millionen (40,7). Die Cash Flow Rendite konnte von 12,7 auf 14
Prozent gesteigert werden. (APA)