Telekom
Mobtel - Klage gegen BK Trade wegen Dividenden eingebracht
Nach Lizenzentzug viele Fragen offen - Schiedsgerichtsurteil zu Besitzverhältnissen im Februar erwartet
Im Streit um die Ausbezahlung der Dividenden des
serbischen Handynetzbetreibers Mobtel im Volumen von 52 Mio. Euro
zwischen den Mobtel
-Mehrheitseigentümern - den österreichischen
Investoren rund um Martin Schlaff - sowie dem Minderheitseigentümer,
der serbischen Post PTT, wurde beim Belgrader Handelsgericht nun eine
Klage gegen die BK Trade von Schlaff eingebracht, sagte der Leiter
der PTT-Direktion für strategische Entwicklung, Zeljko Ivanji, der
Tageszeitung "Danas" (Wochenendausgabe).
Gemeinsam
Die BK Trade wurde im Mai von den österreichischen Investoren
Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt erworben. Die serbische
Regierung hatte in den vergangenen Monaten erfolglose Verhandlungen
mit den neuen BK Trade-Besitzern um die Auszahlung der Dividenden
geführt. Nun sehe er keine Möglichkeit mehr für eine Einigung mit
Schlaff, da dieser Mitinhaber einer Firma sei, die die Funklizenz
verloren habe, präzisierte Ivanji.
Nach dem überraschenden Lizenzentzug für die Mobtel, die in
Serbien rund 2 Millionen Handy-Kunden hat, bleiben viele Fragen
offen. Ivanji konnte gegenüber der Belgrader Tageszeitung die
Gerüchte nicht bestätigen, wonach der strittige Vertrag mit dem
kosovarischem Funkbetreiber Mobikos, der den Anlass für den
Lizenzentzug darstellte, bereits vor einem Jahr außer Kraft gesetzt
worden sei.
Streitigkeiten
Weiterhin strittig sind die Besitzerverhältnisse bei Mobtel. Im
Streit zwischen der PTT bzw. dem serbischen Staat und der BK Trade,
der einstigen russischen Firma des Belgrader Geschäftsmannes Bogoljub
Karic, wird vor dem Schiedsgericht in Zürich entschieden. Ein Urteil
wird im Februar erwartet.
Auf dem Papier ist die BK Trade mit einem 51-prozentigen Anteil
weiterhin der Mobtel-Mehrheitsbesitzer. Die Regierung hatte vor
eineinhalb Jahren auf Grund eines Expertengutachtens wissen lassen,
dass eigentlich die PTT einen mindestens 58-prozentigen
Mobteil-Anteil habe.
Unterbrechung
Karic, der sich zur Zeit in Australien aufhält, hatte am Samstag
die Unterbrechung seines Auslands-Aufenthaltes und die Rückkehr nach
Belgrad angekündigt, um seine Standpunkte über die jüngsten
Geschehnisse um die Mobtel darzulegen.
Belgrader Analysten bringen die Mobtel-Geschichte mit dem
wachsenden Einfluss der Partei Karics, der Bewegung Kraft Serbiens
PSS, in Verbindung. Die PSS ist laut den jüngsten Meinungsumfragen
mit etwa 15 Prozent der Stimmen die dritte politische Kraft im Lande.
Karic selbst hatte sich in den letzten Dezember-Tagen erneut einen
signifikanten Einfluss im serbischen Parlament gesichert, wo sechs
Abgeordnete aus der Regierungskoalition einen eigenen Klub "für ein
europäisches Serbien" gegründet hatten, der von Karic finanziert
werden soll.
Unterstützung
Den Ankündigungen zufolge dürfte sich dem Klub in den kommenden
Tagen noch ein Abgeordneter anschließen, wodurch die Unterstützung
für die Regierung von Ministerpräsident Vojislav Kostunica auf nur
128 von 250 Abgeordneten sinken wird. Die PSS wurde im Frühjahr 2004
gegründet und nahm an der letzten Parlamentswahl im Dezember 2003
nicht teil. (APA)