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Autobahnknoten Vösendorf, Juni 2003

Foto: APA/Heli

Wien – Der auch seitens der EU immer wieder laut werdende Verdacht, Autobahnbau in Österreich sei teurer als anderswo in EU-Europa, bekommt neue Nahrung. Während das Verkehrsministerium in Berlin pro Autobahnkilometer zwölf bis 15 Millionen Euro kalkuliert, sind es in Österreich 20 bis 25 Mio. Euro.

Noch weiter auf geht die Schere bei den reinen Baukosten, also exklusive Planungskosten, Projektierungsmanagement und Grundablösen: Die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) gibt für den Bau eines vierspurigen Autobahnkilometers im Schnitt 6,7 Mio. Euro aus, während dafür in Österreich schlanke 19 Mio. Euro aufgewendet werden. Das geht aus einer jüngst erstellten internen Berechnung der staatlichen Autobahnfinanzierungs gesellschaft Asfinag hervor.

Zum Vergleich: In Ungarn wird durchschnittlich um 8,2 Mio. Euro gebaut und in Portugal um 7,5 Mio. Euro, wobei dort eine Freilandstrecke zwischen 1,9 und 3,4 Mio. kostet und eine Brücke 16.

Stadtautobahnen extrem teuer

Allein von den vielen Bergstrecken und topografischen Unwägbarkeiten, wie im Infrastrukturministerium argumentiert wird, dürften die Kosten freilich nicht in Schwindel erregende Höhen getrieben werden. Denn ein Kilometer ländlicher Autobahn – von denen wurden im Lückenschlussprogramm zuletzt die meisten verbaut – kostet in Österreich durchschnittlich 10,2 Millionen Euro während eine tausend Meter lange Gebirgsautobahn rund 17,5 Mio. Euro verschlingt.

Deutlich teurer kommen mit rund 28 Mio. Euro suburbane Schnellstraßen wie die Umfahrung Wiens ("Regionen-Ring"), und natürlich städtische Autobahnen, die mit 90 Mio. Euro gut dreimal so teuer und damit Spitzenreiter sind. Letztere werden laut Asfinag insbesondere durch Tunnels, Absiedlungen und die offene Bauweise in die Höhe gehoben.

Vergleich schwierig

Den Kostenvergleich extrem erschweren, wie man in Verkehrsministerium und Asfinag gleichermaßen betont, mehrere Faktoren: So werden Stadtautobahnen in praktisch allen europäischen Staaten in der Regel von Ländern und Gemeinden finanziert, während in Österreich über die Asfinag der Bund zuständig ist (siehe Wissen und Artikel "Geografie macht Highways teuer"). Allerdings wurden außer Bindermichl (A7, Großraum Linz) und Südosttangente (A23) in jüngster Zeit kaum Stadtautobahnen gebaut – sie fallen im Rückspiegel also kaum ins Gewicht.

Weiters würden in Österreich nur mehr sehr schwierige Projekte gebaut, etwa die unterirdische Lobauquerung oder die Tunnelkette Klausen (A9). "Wir können leider keine echten Freilandautobahnen mehr bauen, müssen aber Lärmschutzwände errichten", heißt es bei der Asfinag.

Mit Durchschnittsgesamtkosten von 8,1 Mio. Euro sind die von der Deges errichteten ländlichen Autobahnkilometer in Deutschland unterm Strich übrigens auch deutlich billiger als österreichische Freilandautobahnen, die pro tausend Meter 10,2 Mio. Euro auf die Waage bringen. (Luise Ungerboeck, Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.1.2006)