Wien - Für die Raiffeisen Zentralbank (RZB) bleibt die Anlage-Devise im neuen Jahr "Aktien vor Anleihen": "Während die Aktienmärkte ihr Kurspotenzial noch nicht ausgeschöpft haben, Rentenkurse jedoch in den kommenden Monaten rückschlagsgefährdet sind, resultiert daraus eine klare Präferenz für Dividendenpapiere", so Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank am Montag.

Statt Investments zwischen Aktien und Anleihen 50:50 aufzuteilen "würden wir die Aktien mit 60 Prozent zu Jahresbeginn 2006 deutlich übergewichten". Bevorzugte Aktienmärkte der RZB-Analyesten sind Japan, die Eurozone und Osteuropa inklusive Wien. Von den Branchen seien Informationstechnologie, Industrie und Grundstoffe zu favorisieren, Telekommunikation, zyklischer Konsum, Gesundheit und Finanztitel solle man untergewichten.

Gute Konjunktur in Eurozone

"In Summe erwarten wir für die Aktienmärkte in der Eurozone in den nächsten Monaten weitere Kursanstiege, die vor allem von einer guten Konjunktur und Gewinnentwicklung gestützt werden sollten", so Helge Rechberger, Chef der RZB-Aktienmarktanalyse. Die Aktienmärkte in Europa würden von verstärkten Investitionen und Export profitieren, die europäischen KGVs meist lägen unterhalb des Kurs-Gewinn-Verhältnisses an den amerikanischen Märkten.

Für die Eurozone erwartet die RZB erst längerfristig weitere Zinserhöhungen. Die Anhebung durch die EZB Anfang Dezember 2005 von 2,0 auf 2,25 Prozent sei als die "Einleitung eines Zinsanhebungszyklus" zu interpretieren, meint man in der RZB. Dennoch dürften weitere Schritte erst dann erfolgen, wenn die Konjunktur im Euroraum merklich zugelegt hat - erst gegen Ende 2006. Dann wird nach Meinung der RZB "die Diskussion über eine weitere Zinsanhebung bei robuster Euroraum-Konjunktur neu in Gang gebracht werden". Der Inflationstrend wird "deutlich fallend" gesehen.

Dollar soll wieder schwächer werden

Für die USA werden erstmals wieder fallende Immobilienpreise mit dämpfenden Folgen für Kaufkraft und privaten Konsum prognostiziert. Für das Gesamtjahr sieht die RZB ein US-Wachstum von drei Prozent. Die Fed werde die Eckzinsen Ende Jänner wahrscheinlich ein weiteres Mal auf 4,5 Prozent anheben, für den Rest des Jahres seien unveränderte Leitzinsen zu erwarten.

Der Dollar wird laut RZB 2006 wieder schwächer werden, ausgegangen wird von einem moderaten Sinken des Werts auf 1,30 Dollar pro Euro.

An den Rentenmärkten erwartet die RZB auf Jahressicht wenig Veränderungen. Von der zurückgehenden Inflation würden im Euroraum die Renditen etwas profitieren, die zehnjährigen Anleiherenditen würden aber auch in den kommenden zwölf Monaten die Vierprozentmarke nicht überschreiten, so die RZB. (APA)