Wien - Ein völliges Planungschaos herrscht nach Meinung der Verkehrssprecherin der Grünen, Eva Lichtenberger, offenbar bei den Plänen für den Bahnausbau. Während die ÖBB 80 Prozent der Nebenbahnen einstellen will, stürze sich Infrastrukturminister Michael Schmid (F) bei den Einstellungen auf zentrale Projekte im Hauptnetz, wie zum Beispiel die Koralmbahn oder den Lainzertunnel. "Normalerweise wäre zu erwarten, dass es wenigstens eine minimale Koordination zwischen der ÖBB und dem Verkehrsminister gibt, bevor man an die Öffentlichkeit geht", kritisiert die Verkehrssprecherin der Grünen, Eva Lichtenberger am Donnerstag in einer Aussendung. "Verschwender von Steuermilliarden" Schmid betreibe eine Verkehrspolitik, die nur eine Priorität kenne, nämlich den Straßenbau im Osten. "Die Bahn bleibt auf der Strecke", kritisiert Lichtenberger. Wenn etwa aus der zentralen Bahnstrecke in Wien der Lainzertunnel herausgenommen werde, wie von Schmid beabsichtigt, dann werden damit Milliarden verschwendet, da die Zulaufstrecken zum Tunnel sich schon im Bau oder in Planung befinden. "FP-Minister Schmid erweist sich damit als Verschwender von Steuermilliarden", so Lichtenberger. Heftige Reaktionen in der Steiermark Heftige Reaktionen haben die aktuellen Aussagen von Infrastrukturminister Michael Schmid (F) zu den Bahnprojekten in der Steiermark hervorgerufen: Die Grünen bezeichneten Schmids Vorgangsweise als "übles Spiel" und forderten ihn zum Rücktritt auf, VP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl sprach von einer "verantwortungslosen Aktion auf dem Rücken des Wirtschaftsstandortes Steiermark". Auch SP-Verkehrslandesrat Hans-Joachim Ressel lehnte in einer Stellungnahme die Aussagen von Infrastrukturminister Michael Schmid zu den Bahnprojekten in der Steiermark rundweg ab. Offenbar handle es sich um eine Initiative des Ministers, "die Steiermark, was die Infrastrukturentwicklung betrifft, zu Tode zu sparen", hieß es in einer Aussendung. "Aus" für den Koralmtunnel Nach Ansicht des Grünen-Mandatars Peter Hagenauer ergebe sich aus den Äußerungen, dass weder mit der Realisierung des Semmering-Basistunnels (SBT) noch mit der des Koralmtunnels zu rechnen ist. Der von Schmid angekündigte Verzicht auf den viergleisigen Ausbau von Graz bis Werndorf wird als "Aus" für den Koralmtunnel interpretiert. Damit sei klar, dass auch der SBT unter Schmid nicht gebaut werden wird, so Hagenauer. Wirtschaftslandesrat Paierl betonte, dass die Vorstellungen des Ministers "so nicht hingenommen werden können", weil damit auch das gesamte Projekt des in Realisierung befindlichen Güterterminals Werndorf in Frage gestellt sei. Insgesamt handle es sich um einen "Torpedo gegen die Interessen der Steiermark". Gelassene Reaktionen aus Tirol Im Büro des Tiroler Landeshauptmanns Wendelin Weingartner (V) reagierte man am Donnerstag Nachmittag "gelassen" auf die Aussagen von Verkehrsminister Michael Schmid (F). Schmid hatte bei einer Pressekonferenz in Wien mitgeteilt, dass sämtliche Planungen für den viergleisigen Ausbau der Eisenbahnstrecke Kufstein-Wörgl vorläufig eingestellt würden. Für den Landeshauptmann bedeute ein vorläufiger Planungsstopp nicht, dass das "Projekt gestorben" sei, meinte der Pressesprecher von Weingartner. Wichtig sei, dass die Arbeiten am Streckenabschnitt von Baumkirchen bis Kundl weitergeführt würden. Dies sei der eigentliche "Flaschenhals" der Unterinntaltrasse. (APA)