Wien - Der Dezember hat Österreich wie erwartet einen neuen Arbeitslosenrekord beschert. Mit 307.282 Jobsuchenden stieg die offizielle Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 3,1 Prozent oder um 9.133 Personen und erreichte damit den höchsten Dezember-Wert der Zweiten Republik.

Gegenüber November 2005 erhöhte sich die Arbeitslosigkeit saisonbedingt sogar um 19,4 Prozent oder um 50.012 Betroffene, teilt das Arbeitsmarktservice (AMS) am Dienstag mit.

Rechnet man die 43.604 in Schulung befindlichen Personen dazu, waren im Dezember 350.886 Österreicher auf Jobsuche, um 11.303 Betroffene mehr als vor einem Jahr. Für Jänner erwartet die Arbeiterkammer einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit auf rund 400.000 Jobsuchende.

Frauen deutlich stärker betroffen

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich waren Frauen deutlich stärker betroffen als Männer. Die Frauenarbeitslosigkeit nahm um 4,3 Prozent auf 113.041 Betroffene, die der Männer um 2,4 Prozent auf 194.241 Personen zu. Keine Entspannung gab es bei der Jugendarbeitslosigkeit.

Die Beschäftigung nahm im Jahresvergleich um 1,23 Prozent oder um 39.100 auf 3,206.314 Personen zu. Da der Zuwachs mit mehr als 29.300 vor allem weiblich war, ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der neuen Jobs auf Teilzeitarbeitsplätze entfiel. Gegenüber November ging die Beschäftigung um 1,19 Prozent oder um 38.778 Personen zurück.

Die Arbeitslosenrate erhöhte sich im Dezember im Jahresvergleich um 0,1 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent, im November 2005 hatte sie noch 7,3 Prozent betragen. Die Jugend-Arbeitslosenrate betrug 10,4 Prozent.

Die meisten Jobsuchenden leben in Osten

Mehr als die Hälfte der Arbeitslosigkeit in Österreich entfiel Ende Dezember 2005 auf die Ost-Region. Demnach waren in Wien, Niederösterreich und im Burgenland 160.960 Personen arbeitslos gemeldet, das waren um 6.310 Betroffene oder um 4,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Fast ein Viertel oder 75.630 Jobsuchende wurden in der Region West mit den Ländern Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg gezählt. Der Zuwachs im Jahresvergleich betrug demnach 0,7 Prozent oder 556 Betroffene. In den südlichen Ländern Kärnten und der Steiermark stieg die Arbeitslosigkeit um 3,3 Prozent auf 70.692 Jobsuchende.

Starker Anstieg bei Fremdenverkehr und Handel

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren im Dezember im Jahresvergleich alle Berufsgruppen betroffen, vor allem aber der Fremdenverkehr und der Handel. Im Produktionsbereich stieg die Zahl der Arbeitslosen um 2,4 Prozent auf 88.277 Betroffene. Ausschlaggebend für den Anstieg war die kräftige Erhöhung bei den Hilfsberufen und zwar um 7,7 Prozent.

In den Saisonberufen betrug der Anstieg 2,7 Prozent auf 82.499 Jobsuchende, wobei der Fremdenverkehr mit plus 5,2 Prozent am stärksten betroffen war. Die meisten Arbeitslosen gab es bei den Dienstleistungsberufen, wo die Arbeitslosigkeit um 3,7 Prozent auf 136.223 Betroffene kletterte. Besonders stark fiel in diesem Bereich der Anstieg bei den Reinigungsberufen mit plus 13,7 Prozent und im Handel mit plus 4,8 Prozent aus.

3,7 Prozent mehr arbeitslose Jugendlich

Nach Alter waren Jugendliche bis 25 Jahre mit einem Plus von 3,7 Prozent auf 49.454 Jobsuchende besonders stark betroffen. Bei den Personen im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 44 Jahren nahm die Arbeitslosigkeit um 1,9 Prozent zu. Bei den über 45-jährigen Personen fiel der Anstieg mit plus 4,8 Prozent überdurchschnittlich aus.

Mit plus 8 Prozent am kräftigsten angestiegen ist die Arbeitslosigkeit bei ausländischen Personen. Im Dezember waren in Österreich 57.587 ausländische Personen auf Jobsuche. Im Vergleich dazu nahm die Arbeitslosigkeit bei Inländern nur um 2,0 Prozent zu.

Die Arbeitslosigkeit ist in fast allen Ausbildungskategorien im Jahresvergleich gestiegen. Nur bei Absolventen von technischen mittleren und höheren Schulen sowie bei AHS-Absolventen ging sie etwas zurück. Besonders stark fiel der Anstieg wie schon in den vergangenen Jahren bei Personen ohne abgeschlossene Ausbildung aus.

Mehr Lehrstellensuchende

Ende Dezember standen 5.291 Lehrstellensuchenden 2.897 sofort verfügbare offenen Lehrstellen gegenüber. Im Jahresvergleich stieg die Zahl der Lehrstellensuchenden demnach um 20,3 Prozent, die Zahl der offenen Lehrstellen nahm deutlich stärker und zwar um 54,8 Prozent auf 1.025 Lehrstellen zu.

Deutlich verbessert hat sich im Jahresvergleich der Stellenmarkt. Die Zahl der beim Arbeitsmarkt gemeldeten offenen Stellen lag mit 21.591 um 15,6 Prozent über dem Dezember 2004. (APA)