Für Autofahrten in die City
von Stockholm muss gezahlt werden - Verkehrsentlastung von bis zu 15 Prozent erwartet
Redaktion
,
Stockholm – Stockholm führte
am Dienstag mit sechsmonatiger
Verspätung die „Trängselskatt“
ein. Wörtlich übersetzt
ist das die „Gedrängelsteuer“ –
besser bekannt als City-Maut.
Das heißt: Autofahrer müssen
in der schwedischen Hauptstadt
nun Gebühren für Fahrten
in der Innenstadt entrichten.
Künftig sind werktags bis
18.30 Uhr umgerechnet zwischen
einem und zwei Euro zu
zahlen. Autos mit ausländischen
Kennzeichen sind ausgenommen.
Außerdem zahlen
auch Taxis, Motorräder und
schadstoffarme Autos keine
City-Steuer.
18 Kontrollstationen
Dienstagfrüh wurden 162
Kameras an 18 Kontrollstationen
in Betrieb genommen, die
die Kennzeichen aller Autos
registrieren. In der Nacht hatten
noch Unbekannte versucht,
eine Kontrollstation zu
zerstören. Das Ziel der vom
Reichstag – auf Druck der Grünen
– beschlossenen Maut ist
die Reduzierung des Autoverkehrs
in der Innenstadt um 10
bis 15 Prozent. Die Investitionen
für die schwedische City-
Maut betrugen knapp 400 Millionen
Euro. In dieser Summe
sind neben dem Mautsystem
aber auch die Kosten für 200
neue Busse für 16 neue Expressbuslinien
enthalten. Mit
der Maßnahme wurden 800
neue Arbeitsplätze geschaffen,
wird seitens der Behörden
betont.
Ablehnung
Die Einführung der Maut
wird nach Umfragen von zwei
Dritteln der 750.000 Stockholmer
abgelehnt. Wobei auch
die Innenstadtbewohner skeptisch
sind. Denn: Die „Trängselskatt“
gilt auch für sie. Verlassen
sie die City mit dem
Auto, werden sie fotografiert
und müssen zahlen.
Mit der auf sieben Monate
befristeten Regelung will die
Stadtverwaltung die Straßen
vom Berufsverkehr entlasten.
Am 17. September entscheiden
die Stockholmer bei einem
Referendum zugleich mit
Kommunal- und Parlamentswahlen,
ob die City-Maut auf
Dauer erhoben werden soll.
Datenschutzrechtliche Bedenken
Die „Trängselskatt“ ist aber
auch eine Frage des Datenschutzes:
Denn das schwedische
System ist keine Maut
oder Gebühr – sondern eben
eine Steuer und unterliegt damit
den schwedischen Steuergesetzen
mit ihrem Öffentlichkeitsprinzip.
Und dieses besagt
zusammengefasst, dass
sich jeder schwedische Bürger
(via Internet) darüber informieren
kann, welche und wie
viel Steuer sein Nachbar zahlt.
Mit der City-Maut werden also
indirekt auch die Daten öffentlich,
wann wer wie lange in
die City von Stockholm fuhr.
Dazu kommt: Schon in der
Installationsphase der Kameras
wurden die erhobenen
Daten von der Polizei genutzt,
um Überfälle auf Geldtransporter
aufzuklären. (APA, frei, DER STANDARD Printausgabe, 04.01.2005)
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