Foto: Buchverlag Franz Steinmaßl
Obwohl "Hitler nur wenige Jahre seiner Kindheit in Braunau verbrachte, blieb Braunau die Punze der Geburtsstadt des Führers", schreibt Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer im Geleitwort zu diesem Buch. Für den Historiker Florian Schwanninger ist das aber nur ein Grund, sich mit den Jahren 1938 bis 1945 intensiv zu beschäftigen. Mindestens so wichtig sei die Erkenntnis gewesen, zwar viel über den Nationalsozialismus zu wissen, aber "wie sich die Ereignisse während der NS-Herrschaft in meiner eigenen Heimatregion gestalteten, war mir relativ unbekannt".

Schwanningers Buch ist der gelungene Versuch, Widerstand und Verfolgung im Sinne einer regionalen Geschichtsforschung darzustellen. Dass Adolf Hitler, personifizierter Schrecken des Regimes, hier 1889 geboren wurde, tritt in den Hintergrund. Wichtiger ist die Darstellung, wie der NS-Verfolgungsapparat und verschiedenste Formen des Widerstandes in einem überwiegend kleinräumig, ländlich strukturierten Gebiet fern der "roten" Industrieregionen funktionierten.

Der organisierten Arbeiterbewegung kam nur im kleinen industriellen Zentrum um Mattighofen größere Bedeutung zu. Auch die Rassenhatz gegen jüdische Bürger spielte hier eine eher untergeordnete Rolle: 1938 gab es im Bezirk keine einzige Person jüdischen Glaubens. Allerdings wurden einige Menschen nach den Nürnberger Rassegesetzen "drangsaliert und mussten emigrieren". Hingegen spielt das Thema "Katholische Kirche im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Resistenz" eine größere Rolle. Als Besonderheit des Bezirkes widmet sich der Autor der "höchst opferreichen Verfolgung" der Zeugen Jehovas. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2006)