New York - Die Chancen der amerikanischen Präsidentengattin Hillary Clinton auf einen Sitz im US-Senat sind mit der angekündigten Scheidung ihres Rivalen, des New Yorker Bürgermeisters Rudolph Giuliani, gestiegen. Einflussreiche Politiker der Republikaner suchten offenbar nach einem anderen Kandidaten für den Wahlkampf gegen die demokratische Kandidatin Clinton, berichtete die "New York Times" am Donnerstag. Dafür seien bereits zwei prominente Republikaner aus New York im Gespräch. Ein Sprecher Giulianis dementierte unterdessen einen Bericht des Fernsehsenders New York One, wonach der Bürgermeister noch am selben Tag seinen Rückzug aus dem Wahlkampf um den New Yorker Sitz im US- Senat bekannt geben wolle. Der 55-jährige hatte Mittwochabend vor laufenden Kameras die Scheidung von seiner Frau Donna Hanover nach 16 Jahren Ehe angekündigt. Erst vor zwei Wochen hatte er seinen Wahlkampf unterbrochen und mitgeteilt, er leide an Prostatakrebs. Affäre Giulianis Die 50-jährige Gattin des als streng katholisch und äußerst konservativ geltenden Politikers hatte Fernsehreportern gesagt, Schuld am Zusammenbruch der Ehe sei eine Affäre, die Giuliani seit Jahren mit einer seiner Mitarbeiterinnen habe. Diese Erklärung habe die Unterstützung der Partei für ihren Senatskandidaten spürbar bröckeln lassen, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf Insider. Giuliani hatte bei der Bekanntgabe seiner Scheidungsabsichten versichert, seine Kandidatur werde dadurch nicht beeinträchtigt. Die Medien forderte er auf, sein Privatleben zu respektieren. Zahlreiche Kommentatoren bezweifelten hingegen, dass sich Giuliani künftig noch voll auf den Wahlkampf konzentrieren könne. Bei der überraschend einberufenen Pressekonferenz wirkte Giuliani am Mittwochnachmittag sichtlich erschüttert. Er habe eingesehen, dass es keinen Sinn mehr habe, etwas vorzutäuschen oder sich zu verstecken, sagte er. Ein schmerzhafter Prozess liege hinter ihm. Schrecken der Wahlkampfstrategen Giulianis Zum Schrecken der Wahlkampfstrategen Giulianis hatte es in jüngster Zeit immer wieder Berichte gegeben, wonach er ein Verhältnis mit einer zehn Jahre jüngeren Frau habe. Der Bürgermeister der Millionen-Metropole hatte eingeräumt, die Frau namens Judith Nathan sei für ihn "eine sehr gute Freundin". Giuliani trug seinen Ehering schon länger nicht mehr und war in jüngster Zeit häufig mit dieser Begleiterin gesehen worden. Giulianis Frau, eine Fernsehjournalistin und Schauspielerin, gab vor der Residenz des Bürgermeisters ihrerseits eine tränenreiche Erklärung ab. "Ich hatte gehofft, dass wir diese Ehe erhalten könnten", sagte Hanover, die gestützt werden musste. Es sei oft schwer gewesen, ihrem Mann öffentlich zur Seite zu stehen. Giuliani war vor zwei Jahren ein Verhältnis mit seiner damaligen Pressesprecherin Cristyne Lategano nachgesagt worden. Aufregung um "Die Vagina-Monologe" Hanover hatte erst vor kurzem mit einem Engagement in dem feministischen, wegen seiner Tabulosigkeit umstrittenen Broadway- Stück "Die Vagina-Monologe" für Aufsehen gesorgt. Die Autorin des Schauspiels ist eine Freundin von US-Präsidentenfrau Hillary Clinton. Angesichts des Wirbels um ihr Engagement hatte Hanover ihren ersten Auftritt als Gast-Star in dem Stück schließlich aufgeschoben. Aus Sicherheitsgründen will die 50-Jährige mit den Kindern in den nächsten Monaten weiter in Giulianis Residenz wohnen. (APA/dpa)