Wien - Bessere Rahmenbedingungen für die Arbeitszeiten, mehr praxisorientierte Kinderbetreuungseinrichtungen und die Einhaltung kollektivvertraglicher Bestimmungen sowie deren Kontrolle sind zentrale Forderungen der SPÖ-Frauen. Im Rahmen der Aktion "Rabenmuttertag 2000" machten SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer, SPÖ-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer und FSG-Frauenvorsitzende Erika Nussgraber-Schnabl am Donnerstag in einer Pressekonferenz auf die Situation berufstätiger Mütter im Handel aufmerksam. Diese hätten häufig durch Teilzeit- und Geringfügige Beschäftigung auf Grund flexibler Arbeitszeiten bis hin zu "Arbeit auf Abruf" große Probleme mit der Kinderbetreuung. Mehr als zwei Drittel aller Handelsangestellten sind Frauen, mehr als 30 Prozent von ihnen arbeiten Teilzeit. Nussgraber-Schnabl wies darauf hin, dass im März 2000 von über 197.000 geringfügig Beschäftigten knapp 141.000 Frauen waren. Viele Frauen mit Kindern würden sich durch eine Teilzeitbeschäftigung im Handel eine Erleichterung der Vereinbarkeit von Job und Kind erhoffen. In den meisten Fällen bedeute Teilzeit jedoch finanzielle Abhängigkeit durch geringes Einkommen, geringe Aufstiegsmöglichkeiten und sehr oft unzureichende soziale Absicherung. Nussgraber-Schnabl meinte dazu: "Wir wollen Arbeitsplätze für Frauen, nicht Arbeitsplätzchen!" Im Sinne familienfreundlicherer Arbeitszeiten müsste die "Arbeit auf Abruf" verboten werden. Arbeiten ohne schlechtes Gewissen Für Prammer sollte es im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein, dass Mütter ohne schlechtes Gewissen berufstätig sein können. Dazu bedürfe es neben der arbeitsrechtlichen Absicherung und deren Kontrolle flächendeckender, den Öffnungszeiten im Handel angepasster und finanziell erschwinglicher Kinderbetreuungseinrichtungen, vor allem Betriebskindergärten. Ebenso seien Wiedereinstiegshilfen und betriebliche Weiterbildungsangebote während der Karenz wichtig. Die Bundesregierung setze jedoch nicht die notwendigen Schritte, im Gegenteil, so Prammer, die nur beim Berufs-Ausstieg Akzente orte. "Wahlfreiheit" kritisiert Nussgraber-Schnabl nannte strengere Kontrollen des Arbeitsinspektorats hinsichtlich der Einhaltung von kollektivvertraglichen Bestimmungen und Arbeitnehmerschutz als wichtig, die geplante Umwandlung zu einer Beratungsfunktion sei diesem Anliegen jedoch nicht förderlich. Sowohl Prammer als auch Nussgraber-Schnabl kritisierten den von der Regierung geprägten Begriff "Wahlfreiheit": Oft könnten Frauen nicht zwischen verschiedenen Arbeitsplätzen wählen, das "Kindergeld" solle sie offenbar zum "Wählen des Zuhausebleibens" animieren. Beide wiesen auf den Wunsch vieler Frauen nach Eigenständigkeit und finanzieller Unabhängigkeit hin. Niemand wolle die Wichtigkeit der Familie in Frage stellen, jedoch sollte auch der Wunsch von Frauen bzw. Müttern, berufstätig zu sein, nicht in Frage gestellt werden. Letztlich sei es auch volkswirtschaftlich nicht sinnvoll, qualifizierte Arbeitsplätze vom Arbeitsmarkt auszuschließen. Ridi Steibl kritisiert SPÖ-Frauen ÖVP-Familiensprecherin Ridi Steibl warf den SPÖ-Frauen eine "Lügenpropaganda" im Rahmen ihrer Aktion "Rabenmuttertag" vor. Nicht das schlechte Gewissen, sondern die "Sicherheit, dass die Regierung für ihre Wahlfreiheit, Eigenständigkeit und soziale Absicherung engagiert auftritt" treibe die Frauen ins 21. Jahrhundert. Die Regierung setze Maßnahmen um, die "von den Sozialistinnen und Gewerkschafterinnen jahrelang verhindert wurden", meinte Steibl am Donnerstag in einer Aussendung. "Niemandem wird etwas weggenommen, Schutzbestimmungen werden nicht aufgehoben", so die ÖVP-Familiensprecherin. "Wenn es endlich eine Regierung gibt, die sich massiv für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für echte Wahl- und Entscheidungsfreiheit und finanzielle Absicherung der Familien kümmert, dann fällt der SPÖ offensichtlich nichts besseres ein, als Frauen zu verunsichern und Ängste zu schüren." Die Situation der Handelsangestellten dafür zu nutzen, "Angst und Schrecken unter den berufstätigen Müttern zu schüren", sei zutiefst unseriös, kritisierte Steibl. (APA)