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Ein Porträt Ariel Sharons im Parlamentsgebäude in Jerusalem: vorsichtiger Optimismus bei den Ärzten.

Foto: AP/Kevin Frayer
Von weiteren Zeichen einer kleinen Verbesserung im Zustand Ariel Sharons nach dessen schwerem Schlaganfall vor sechs Tagen berichteten am Dienstagvormittag israelische Medien. Die Atmung des Premiers sei noch etwas selbstständiger geworden, er habe auch auf der linken Seite auf Schmerzeinwirkungen reagiert. Am Montag hatten die Ärzte mitgeteilt, dass Sharon die rechte Hand und das rechte Bein bewegt habe, was den Eindruck vermittelt hatte, die linke Seite sei gelähmt. Nach dem ursprünglichen Plan der Ärzte sollten bis Mittwoch die Narkosemittel vollständig abgesetzt werden.

Ob und wann Sharon wieder erwachen würde, blieb unklar - der leitende Neurochirurg Felix Umansky hatte am Montag erklärt, das Tempo des Aufwachens sei von Patient zu Patient verschieden und der Prozess könne Tage dauern. Äußere Reize durch vertraute Sinneseindrücke sollten Sharon helfen, das Bewusstsein wieder zu finden.

So wurde ihm Mozart-Musik vorgespielt, und man brachte Shwarma - gegrilltes Lammfleisch, das Sharon gerne isst - ins Krankenzimmer, in der Hoffnung, dass der Geruch eine Wirkung haben würde. Den Söhnen Omri und Gilad Sharon wurde geraten, zu ihrem Vater zu sprechen.

Langsam beginnt sich indessen die Aufmerksamkeit vom arbeitsunfähig gewordenen Regierungschef ab- und der politischen Aktualität zuzuwenden. In dieser und in der nächsten Woche werden einige israelische Parteien ihre "primaries" abhalten, um ihre Kandidatenlisten für die Parlamentswahlen am 28. März festzulegen.

"Formel von 1996"

Und die Israelis müssen demnächst entscheiden, ob sie zulassen, dass bei den palästinensischen Wahlen am 25. Jänner in Ost-Jerusalem abgestimmt wird, obwohl die radikalislamische Hamas daran teilnimmt.

Der israelische Verteidigungsminister Shaul Mofas ließ am gestrigen Dienstag aufhorchen, als er erklärte, die Wahlen würden "nach der Formel des Jahres 1996" abgewickelt - Palästinenser aus Ost-Jerusalem könnten also wie bei den damaligen Parlaments- und Präsidentenwahlen auf Postämtern in der Stadt ihre Stimmzettel abgeben. Später hieß es aber, eine formelle Entscheidung sei noch nicht gefallen. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2006)