John Zorn: Filmworks XVI - Workingman's Death (Tzadik)
Soundtrack zu Michael Glawoggers Film "Workingman’s Death" sowie der 16. Teil der Filmarbeiten des Komponisten John Zorn. Auch wenn der musikalische Einfluss einiger Länder, die in dem Film vorkommen, das Album speist (Gamelan aus Indonesia, Perkussions, etc.), so entfaltet sich seine Wirkung besonders aus dem subtilen Mix von Ikue Mori’s Elektronik, dem gelegentlichen Einsatz von Rockinstrumenten und den lärmenden Sounds, die aus den Szenen im Film entnommen sind. Ein weiteres eindrucksvolles Album auf John Zorns Tzadik Label.

foto: tzadik

Biosphere: Dropsonde (Touch)
Das aktuelle Album von Biosphere liegt nicht dort, wo man es vermuten würde. In den vergangenen Jahren haben die Arbeiten von Geir Jenssen durch zunehmende „Introspektion“ eine scheinbar klare Richtung angenommen– das faszinierende, auf Jules Vernes’ „Rund um den Mond“ basierende Autour de la Lune (2004) ist das aktuellste Beispiel dafür. Auch wenn dieser typische Aspekt von Biospheres’ Musik auf Dropsonde nicht vollkommen abwesend ist, so stehen hier fast schon tanzbare Beats im Vordergrund, die an die frühen Zeiten des norwegischen Künstlers erinnern. Ebenso vordergründig sind die systematisch kurzen Sampler-Loops, deren Groove und Handhabung an so manche Stücke von "The Cinematic Orchestra" erinnern.

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Scanner: Reason by Heart, Sleep by Twilight (Bine Music)
"Reason by heart, sleep by twilight" des überaus schaffensfreudigen Scanner a.k.a. Robin Rimbaud ist eines seiner drei im Jahr 2005 veröffentlichten Alben. Speziell für Bine Music kreiert, hypnotisiert ein 50-minütiger monotoner ambient Track mit einem Mix aus Loops des alltäglichen Lebens und schmucklosen Beats. Das ziemlich statische und düstere Resultat erinnert fast schon an so manche Industrialtonträger der späten 1980er und ist um vieles überzeugender als Scanners kitschiges "The Radiance of a Thousand Suns Burst Forth at Once", das vor diesem Album erschienen ist.

foto: binemusic

Autechre: Untilted (Warp)
Rhythmische Ausbrüche von irregulären Beats und Melodien untermalen nach wie vor auch auf diesem Album die Stücke des englischen Computermusikduos. Im Unterschied zu früheren Werken, die tiefe perkussive Rhythmen auf einem volltönenden Vordergrund anhäufen und mehr die Bauchgegend des Körpers erreichen, ist Untilted weniger dicht und physisch aufreibend. Ungewöhnliche Agglomerate von Melodien, oft als Rhythmus verwendet, sprechen und ändern sich immerfort, verschwinden oder stottern. Kein narratives Album, ganz und gar Musik für die Ohren.

foto: warp

Alva Noto: Transvision und Transspray (Raster Noton)
Die beiden Tonträger sind der zweite und dritte Teil des Transall-Zyklus, den Alva Noto 2004 begonnen hat. Der deutsche Künstler Carsten Nicolai verwendet verschiedene Pseudonyme, von denen zwei immer wieder auftauchen: mit Alva Noto konzentriert er sich auf einen eher "musikalischen" Zugang, wohingegen sich Noto mehr den physikalischen Aspekten von Klängen widmet. Diese beiden Mini-CDs bezeichnet er selbst als Reflexion über die "Geschwindigkeit des Datenflusses". Als Soundquelle wurden verschiedene Datenspeicher verwertet, auch wenn einem zuerst die peinlich genaue, rhythmische Arbeit, in die jene eingebunden sind, ins Ohr sticht. Teile des ganzen Transall cycle stehen auf Nicolai’s eigener Label-Site Raster-Noton zum freien Download bereit.

foto: raster noton

Foetus: LOVE (Birdman Records/Rough Trade)
J.G.Thirlwell alias Foetus wurde lange in die "Industrial" Schublade gesteckt, obwohl seine Musik keiner wiederkehrenden Formel folgt. Auch auf LOVE überbrückt Thirlwell die Gräben zahlreicher musikalischer Felder, hüpft mit wechselnden Geschwindigkeiten und geschickten Arrangements von Stil zu Stil. Das Album strotzt vor Ambiguität und tonalen Allegorien, es ist gefüllt mit Streichern, Schellen, Piano, Bass, Saxophon, Perkussion ... – und dem omnipräsenten Spinette. Im Vergleich zu früheren Foetus-Alben klingt LOVE fast schon besänftigend, aber nur fast ...

foto: rough trade

Einstürzende Neubauten: Grundstueck (Neubauten.org/Supporters Only)
Seit numehr drei Jahren arbeiten Einstürzende Neubauten interaktiv an ihrer Musik: via Internet können Fans als aktive (zahlende) Unterstützer ihre Meinung sowie Anregungen zu den fortlaufenden Arbeiten der Neubauten abgeben. Grundstueck ist der Abschluss der sogenannten "Phase II" dieses Prozessen sowie von drei besonderen Live-Konzerten in Berlin, Krems and Reggio Emilia 2004. Schade ist nur, dass - ausgenommen man ist ein solcher "Unterstützer" - dieses kurze Album nicht erhältlich ist, denn es ist bei weitem um vieles interessanter als das generell eher enttäuschende aktuelle "öffentliche" Album Perpetuum Mobile.

foto: neubauten

The Young Gods: XXY Years 1985 - 2005 (Pias/Rough Trade) Die Kompilation zum 20. Geburtstag des Schweizer Trios schafft nicht nur einen repräsentativen Überblick über ihren unverwechselbar lärmenden Sound, der sich an Ambient, Techno, Industrial und (Post-) Rock bedient. Mit der Startnummer gibt sie auch einen Vorgeschmack auf das im April 2006 erscheinende Album: Secret, ist rockiger als die Songs der vergangenen Jahre und schließt an ihre Anfangsjahre an.

foto: pias/rough trade

And Also The Trees: 1980-2005 - Best Of (Normal/Indigo)
Nach zehn Alben und zum 25-jährigen Bestehen eine weitere Jubiläumsscheibe und Zwischenstation zu einem neuen Album. Die englische Band nahe Worcester in den ländlichen Midlands, gegründet 1979, reduzierte auf diesem Album ihr Schaffen auf 18 Songs: allesamt wunderschön, abwechselnd, mit herzbewegender Musik und tiefgehendem Gesang, ohne einem Zuviel an Schwülstigkeit und Pathos. Gitarre und Basslines ziehen sich als roter Faden durch alle Stücke, und werden später ergänzt von dem unverwechselbarem Sound der Mandoline. Auch wenn And Also the Trees gerne in die Cold-Wave Schublade gesteckt werden, zeigt die Kompilation bestens, dass der Band auch genügend andere Fächer offenstehen.

foto: normal/indigo

Attwenger: dog (Hoanzl)
Nach drei Jahren Pause meldete sich das Duo aus Oberösterreich wieder zurück, musikalisch wie textlich wie immer unkonventionell, mit - laut Attwengers Eigendefinition - "14 Electro & Polkaslangsongs", erweitert um Elemente des Punk, Wave, Rap oder Soul. Dabei lassen sie das Gedenkjahr 2005 ebensowenig unkommentiert vorbeirauschen wie Seithenhiebe auf Konsumwahn oder Suderantentum, ohne dabei einer "Schwarz-Weiß- Malerei" zu erliegen.

foto:hoanzl